Torpus & The Art Directors live in Hamburg

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Das Jahresabschlusskonzert im vollbesetzten Knust-Heimspiel

von Gérard Otremba

Ja, wer hätte das gedacht. Selbst für Sönke Torpus, Sänger, Namensgeber und Gitarrist der Band Torpus & The Art Directors, ist der Erfolg des abgelaufenen Jahres noch nicht fassbar und beinahe unwirklich. Vor anderthalb Jahren noch ständige akustische Gastspiele in der Makrele-Bar auf St. Pauli und jetzt, am 20.12.2013 ein quasi ausverkauftes Knust. Immer wieder staunt Sönke Torpus über die „arschviel Leute“, die zu diesem Auftritt gekommen sind. Dazwischen liegt natürlich die Veröffentlichung ihres Debütalbums From Lost Home To Hope beim Hamburger Label von Thees Uhlmann und Marcus Wiebusch, Grand Hotel van Cleef sowie eine ausgedehnte Deutschlandtour. Gefühlt hat das Hamburger Quintett in diesem Jahr fast jeden Tag irgendwo gespielt, darunter bereits ein ausverkaufter Molotow-Gig im Februar und das absolute Jahres-Highlight, die Auftritte beim legendären Hurricane / Southside-Festival.

Womit sich ein Kreis schließt, denn obwohl Sönke Torpus und Gitarrist Melf Petersen dieselbe Schule in Niebüll besuchten, lernten sie sich 2004, damals noch als Besucher, auf dem Hurricane-Festival kennen. Ebenfalls aus der Nordseestadt stammen Schlagzeuger Felix Roll und der u.a. für das Harmonium und die Trompete zuständige Ove Thomsen, der als Frontmann seiner Formation Game Ove & Die Spielfiguren, eine davon heißt nicht ganz zufällig Sönke Torpus, mit deutschen Texten und an den balladesken Ryan Adams erinnernden Kompositionen das Vorprogramm bestritt. Bassistin Jenny Apelmo stieß via Berlin zur Band. Zusammen beweisen die fünf Freunde bei ihrem Konzert im Knust, dass Americana kein amerikanisches Geburtsrecht verlangt, um das Flair dieser Stilrichtung einfangen zu können. Und so spielen Torpus & The Art Directors einen beherzten Folk-Rock, ganz in der bekannten Art von Mumford & Sons (auch keine Amerikaner, sondern Briten), The Avett Brothers oder auch The Head And The Heart. Von ausgelassener, unbekümmerter Spielfreunde, einer Rasselbande gleich, bis zu melancholischen, anrührenden Balladen reicht das musikalische Spektrum von Torpus & The Art Directors, einigen Songs wohnt der Country-Roll diverser Bob Dylan-Konzert inne. Im Konzertmittelpunkt stehen natürlich die Songs des Albums From Lost Home To Hope, von „Known, Seen, Judged“ und „The Leaving“ über „Dancing Kids & Summers Laughter“ und „Howl“ bis hin zu „Secret“ und „Modesty / Honesty“.

Neue Songs wie „Backburner“ und „Hold On“ passen mit ihrem Indie-Folk-Rock-Fluidum bestens in die Setlist. Die Arrangements an diesem Abend sind durchdacht und stimmig, ohne an ihrer Originalität einzubüßen. Es ist schon beeindruckend, wie beim Abschlusssong „Fall In Love“ fast alle im Knust versammelten Besucher schon nach einer guten Minute die „Lalala“-Gesänge intonieren und mit eben jenen die Band bis zu den Zugaben begleiten. Dort covern Torpus & The Art Directors noch „Wenn du mich suchst“ von Fink, ein Song aus der Feder des im letzten Jahr viel zu früh und völlig überraschend verstorbenen Nils Koppruch, für viele Musikfreunde immer noch ein verstörenden Ereignis, den sie für eine noch zu erscheinende Nils Koppruch-Kompilation aufgenommen haben. Was folgt, ist eine verdiente Ruhepause für Torpus & The Art Directors, bevor es anschließend hoffentlich bald ins Studio für die Aufnahme einer neuen Platte geht. Und danach sehen wir sie bestimmt bald wieder, live in vollen Hamburger Musikclubs.

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