Ian Clement: Drawing Daggers

Ein düsteres, aber spannendes Werk des Sängers von Wallace Vanborn

von Gérard Otremba

Normalerweise verdient sich Ian Clement als Sänger und Gitarrist der belgischen Formation Wallace Vanborn seine Sporen. Mit seinen Kollegen Dries Hoof und Sylvester Vanborm zelebriert Clement seit einigen Jahren einen emphatischen Wüsten-Stoner-Rock im Stil von Queens Of The Stone Age, was der Band schon den Spitznamen „Dampfwalze“ einbrachte. Ian Clements Album Drawing Daggers erinnert nur ganz selten an die Songs von Wallace Vanborn, obwohl das Eröffnungsstück „The Explorer“ mit satten Gitarrenriffs und fetten Drums aufwartet und dampfwalzenartig über einen hinwegrollt. Jedoch fehlt die Geschwindigkeit der Wallace Vanborn-Kompositionen. Es ist ein mächtiger, schwerer Blues-Rock, dem Clement hier frönt. Aus ähnlichem Muster gestrickt sind „A Boy And A Man“ und „Hidin‘“, dunkler Blues-Rock mit progressiven und psychedelischen Einflüssen. Eine Prog-Rock-Tendez ist auch bei „At Sea“ zu erkennen.

Zum klassischen Songwriter-Folk-Pop greift Ian Clement auf seiner Single „Little Knife“, die an Leonard Cohen und Elliott Smith erinnert. Diese verspielte Eleganz zeichnet auch die Strophen von „Interview“ aus, wo sich der Chorus mit Fiddle-Begleitung shanty-mäßig emporschaukelt. Leiser, undurchdringlicher, gar unheimlich mutet „The Hammer And The Nail“ an, das mit dumpfen Trompeten eine düstere Stimmung verbreitet. Eine ähnlich traurige und dramatische Atmosphäre herrscht in „Kissing The Claw“ vor, hier sagen sich eine fiepende Orgel, dunkle Streicher und eine akustische Gitarre gute Nacht, während „The Great Escape“ mit seiner schimmernden Orgel, der einsamen Trompete und dem verschleppten slow-motion Schlagzeug fast tranceartig wirkt und in seiner Ausarbeitung an Jonathan Wilson gemahnt. Hingegen wirkt „Drowning Butter“ wieder explosiver, die intime Düsternis jedoch bleibt, auch im mystischen Folk-Rock von „The Last Overhaul“. Wie ein schwerer Kahn  auf Wasser beendet „Healing Bell“ das Album, himmlische Orgelklänge begleiten ihn auf seinem Weg und runden eine zwar sinistere, aber jederzeit spannende Platte ab.

„Drawing Daggers“ von Ian Clement ist am 01.11.2013 bei Unday / Rough Trade erschienen.

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