Marla Blumenblatt live in Hamburg

Eine temperamentvolle Marla Blumenblatt begeistert mit ihrem Rockabilly das Hamburger Publikum in der Prinzenbar

von Gérard Otremba

Vielleicht sollten wir Journalisten in Bezug auf die Musik von Marla Blumenblatt nicht mehr von Schlager schreiben, oder gar nach einer Ironie dahinter suchen. Spätestens nach dem Konzert vom 14.12.2013 in der kuscheligen Hamburger Prinzenbar wird klar: It’s only Rock’n’Roll, but i like. Natürlich Rock’n’Roll mit deutschen Texten, der so originär klingt wie in den Zeiten, als die Jungs Bill Haley-Gedächtnis-Haartollen und Hosenträger trugen und die Mädchen ihre Röcke wirbeln ließen. Schwof-Musik, Rockabilly-Tanzflächenfeger. Für Schlagermusik sind Blumenblatts Texte auf dem ersten Album Immer die Boys viel zu doppeldeutig und ihre Bühnenpräsenz viel zu exzessiv. Hier gaukelt einem niemand eine heile Welt vor, hier geht Frau Blumenblatt aufs Ganze. Von der ersten bis zur letzten des 65 Minuten langen Auftritts in der Prinzenbar erlebt das Publikum, eine bunte Mischung im Alter von 20 bis fast 80 Jahren, eine völlig ausgeflippte und exaltierte Marla Blumenblatt-Show, die auf gefühlt einem Quadratmeter singt, tanzt, wirbelt, springt, kiekst und schreit. Mit „Cornetto“ geht es los und sofort geht der Rhythmus, den die „Boys“ Robert Kerner an der Gitarre, Jan Siekmann am Schlagzeug, Malte Tönißen am Bass und Ersatzboy Mathias am Saxophon erzeugen, in die Beine.

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Foto: Four Music

Da hat man keine Wahl, man muss einfach tanzen. Auch im weiteren Verlauf des Konzertes groovt es gewaltig, ob bei „Unter meiner blau-weißen Markise“, oder bei den fingerschnippenden Schubschubidua-Songs „Wie wär’s, wie wär’s“ und „Immer die Boys“. Die Vergangenheit als Revue-Tänzerin im Pariser Crazy Horse merkt man der ausgebildeten Ballett-Tänzerin wohl an. Von frivol bis  lasziv, von verrucht bis zum Lolita-Kleinmädchengehabe strecken sich Marla Blumenblatts Verführungskünste. Und sie tanzt und tanzt und biegt ihren schlanken Körper wie eine Schlangenbeschwörerin. So entwickelt sich der Abend zu einer großen Sause, die Songs „Was kann ich dafür“, Verliebt aber allein“, „Gangsterbraut“ und das unwiderstehliche „Gartenpavillon“ schießen direkt ins Blut. Der vermeintliche Schlager „Da wo ich bin, bist du nicht“ erweist sich als großer Sehnsuchtspop und die wunderschöne, dramatische Ballade „Kapitän“ ist genauso wie „Lichter von Berlin“ und „Gefühle zeigen ist nicht sexy“ überragender Chanson-Pop, der definitiv mehr Alexandra als Nicole evoziert. Als Zugabe spielen Marla und ihre Boys noch einmal eine unbändige „Cornetto“-Version, die ein temperamentvolles Konzert beschließt. Mit vielen Autogrammen und Erinnerungsfotos entlässt die in Wien geborene und in Berlin lebende Marla Blumenblatt die Hamburger Gäste anschließend in die Nacht von St. Pauli.

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