Midlake: Antiphon

Nach dem Ausstieg von Tim Smith finden Midlake den Psychedelic-Progressive-Rock

von Gérard Otremba

Mit ihrem zweiten Album The Trials Of Van Occupanther veröffentlichte die aus Texas stammende Band Midlake 2006 ein glorreiches, an den Westcoast-Rock der Siebziger angelehntes, fesselndes Musikwerk. Im verträumten Timbre von Sänger Tim Smith lag auch immer die dunkle Seite des amerikanischen Traums, Westküste hin oder her. Der Titeltrack sowie „Head Home“, „Young Bride“, „Branches“ und natürlich „Roscoe“ von einnehmender Brillanz, die Platte ließ einen einfach nicht mehr los. 2010 dann The Courage Of Others, naturverliebte Mystik, die Speerspitze des Waldschrat-Folks, Smiths Stimme noch sonorer, fragiler und verletzlicher. Auf den Gesang von Tim Smith müssen alle Midlake-Anhänger nun verzichten, denn der bisherige Texter und Mastermind hat die Band Ende 2012 verlassen. Ein zweifellos schwerer Schlag. Die Lead-Vocals übernimmt nun Gitarrist Eric Pulido, der zusammen mit Bassist Paul Alexander, Schlagzeuger McKenzie Smith, Keyboarder Jesse Chandler und Gitarrist Joey McClellan auf dem vierten Longplayer Antiphon den Psychedelic-Progressive-Rock findet.

Die zehn Songs sind alle sehr spacig und hippieesk arrangiert, als ob Fairport Convention auf Can oder die frühen Pink Floyd und Genesis träfen. „Now the sky’s the limit“, meinte Eric Pulido zur Entstehung des Albums und genau auf diesen Weg gen Himmel bewegt sich Antiphon. Versponnene Keyboardklänge dominieren, wegdriftende Vocals, verzerrte Gitarren, Das sind zunächst sehr gewöhnungsbedürftige und teils auch sperrige Klänge im Musikkosmos von Midlake. Immerhin erinnert der Einsatz von Flöten an die beiden letzten Alben. Doch auf Antiphon eher schmuckes Beiwerk. Natürlich prägen Harmoniegesänge auch die neue Platte und schöne Momente bietet Antiphon zweifellos auch. Die Ruhe bei „The Old And The Young“, der Sixties-Flair von „It’s Going Down“, der ausufernd-aufgekratzte Jam des Instrumentals „Vale“, die sanfte Entrücktheit in „Aurora Gone“, das fragil-dramatische „Provider Reprise“, das sind alles große Momente im neuen Midlake-Universum, auch ohne Tim Smith. Trotz dieser beeindruckenden Songs kann Antiphon den Eindruck einer Zwischenetappe, einer Suche nach den rechten Weg letztendlich jedoch nicht verwischen.

 Antiphon von Midlake ist am 01.11.2013 bei Bella Union / Cooperative Music erschienen.

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