Dorit Jakobs im Portrait

Die Hamburger Songwriterin Dorit Jakobs steht in der entscheidenden Phase ihres Musikerdaseins

von Gérard Otremba

Wenn man genau hinschaut, dann begegnet einem Dorit Jakobs immer wieder auf den Bühnen der Hamburger Clubs. Mal als Support für Meike Schrader im Indra, mal für Patrick Richardt und Honig im Molotow, mal für Kristofer Aström oder Bernd Begemann im Knust, mal für Maike Rosa Vogel im Sprechwerk. Dort steht sie dann mit ihrer Gitarre, singt Songs mit englischen und deutschen Texten und umgarnt die Besucher mit ihrer hellen und klaren Stimme. Seit sich die 30-jährige, aus Bremerhaven stammende, Musikerin auf das Dichten deutscher Texte konzentriert, stehen diese noch mehr im Fokus ihrer Arbeit. Gerne spricht sie in diesem Zusammenhang vom „Durchdringen“ der Texte, womit sie das Thema eines Songs „verstanden, oder gefühlsmäßig durchdrungen haben muss, um Gutes darüber zu schreiben“. Zwischenmenschliche Beziehungen, soziale Gefüge sowie der Blick auf eigene und andere Lebensläufe sind die Themen ihrer Texte. „Es muss sich ja nicht immer um den Sinn, oder das Geheimnis des Lebens drehen, aber seit ich deutsche Texte schreibe, habe ich die Freiheit, die Dinge klar, verständlich und manchmal auch brutal auszudrücken“, sagt die Gitarristin und Sängerin. Im Englischen sei die Gefahr groß, schnell in Phrasen zu verfallen, im Deutschen habe sie die Möglichkeit gefunden, sehr direkte Texte zu schreiben. Natürlich seien diese auch autobiographisch gefärbt, aber in der Kunst verfremdet. Songs, wie das live sehr gut ankommende „Mein Sozialleben“, das eine überaus ironische und lustige Abrechnung mit scheinbar wohlwollenden Menschen bereithält. Musik ist das, was Dorit Jakobs „am meisten fasziniert, was mich antreibt und wofür es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen.“

Das Musikinteresse von Dorit Jakobs wird durch die Beatles, Stones und Who geweckt

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Die Liebe zur Musik entfachte bereits in ihrer Kindheit. In einem Lehrerelternhaus aufgewachsen, machte sie durch ihren Vater Bekanntschaft mit der Musik der Beatles, Stones, Who, bis hin zu deutschen Liedermachern wie Hannes Wader. Ihre Mutter tendierte durchaus zur Klassik und Oper, doch die Popmusik setzte sich bei Dorit Jakobs durch. Jedoch verdankt sie ihrer Mutter das klassische Gitarrenspielen, das sie mit acht Jahren begann. Einige Jahre später war sie der klassischen Gitarre überdrüssig und wollte Akkorde lernen. Ein Schulwechsel, die richtige Arbeitsgemeinschaft und ein fördernder Lehrer kamen da gerade zum richtigen Zeitpunkt und schon war Dorit Jakobs Sängerin in einer Schulmädchenband. Wollte sie mit sieben Jahren einmal „so schön singen wie Susanne Hoffs bei ‚Eternal Flame‘“, so war die Coverversion von „Luka“, dem internationalen Durchbruch für die amerikanische Songwriterin Suzanne Vega, die sie mit ihrer Schulband aufführte, eine Initialzündung, „weiter Musik zu machen.“ Eine Zeit, in der Musikerinnen großen Einfluss auf die Hörgewohnheiten des Teenagers übten. Tori Amos, Heather Nova, Jewel, Sarah McLachlan und vor allem Alanis Morissette. „Ich habe ihr Album Jagged Little Pill ein Jahr lang rauf und runter gehört und alle Texte mitgesungen“, erinnert sich Jakobs. Gutes Training für die autodidaktische Sängerin. Positive Reaktionen auf ihre Stimme und ein weiterhin optimistischer Lehrer waren mithin Gründe, nach dem Split der Schulband, Solopfade zu bestreiten. Durch die Teilnahme an einigen Wettbewerben lernte Dorit Jakobs aber auch die negative Seite des Musikbusiness kennen. „Der Konkurrenzgedanke, der mit Ellenbogenkämpfen und Neid einherging, schreckte mich damals ab“, betont Jakobs. Ein weiteres Motiv, „nicht alles auf eine Karte“ gesetzt zu haben und nach der Schule Profimusikerin geworden zu sein, speist sich aus der mangelnden Unterstützung ihres näheren Umfelds. „Das Sicherheitsbedürfnis spielt in der Erziehung von uns Mädchen wohl doch eine wesentlich größere Rolle“, weiß Dorit Jakobs zu berichten.

Dorit Jakobs zwischen Musikmachen und Freizeitgestaltung

Aber natürlich spielte die Musik neben des angefangenen Philosophiestudiums in Berlin und des abgeschlossenen Bachelors in Musik und Anglistik in Oldenburg eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Als Sängerin der Indie-Pop-Rock-Band Gomd veröffentlichte sie zwei EP’s und einen Longplayer, unter ihrem eigenen Namen brachte sie ebenfalls zwei EP’s und eine Live-CD heraus. Und wenn ihr das mit der Musik alles zu viel wird, dann entspannt sie sich beim Filmeschauen (von Quentin Tarantino und David Lynch, bis zu Klassiker-Verfilmungen wie „Stolz und Vorurteil“ deckt sie eine große Geschmacksbreite ab), liest ab und zu ein Buch (wie z.B. „Die Geschichte von Herrn Sommer“ von Patrick Süskind) und geht gerne zum Spaziergang raus in die Natur, wo sie ungestört und fernab von anderen Menschen allein sein kann. „Das ist dann ähnlich wie beim Komponieren, wenn ich mich in ein Zimmer zurückziehe und auf die Arbeit konzentriere“, zieht Dorit Jakobs die Parallele zwischen Freizeit und Beruf. Sehr viel freie Zeit steht für sie momentan nicht zur Verfügung. Die Arbeit an Songs für eine neue Platte nimmt Jakobs in Anspruch. Sie sei guter Dinge, das Album Fertigstellen zu können, einige Stücke sind schon geschrieben, andere in der Entstehung. Ein Veröffentlichungstermin steht noch nicht fest, Verhandlungen mit einem Label werden aber geführt. Es könnten richtungsweisende Verhandlungen werden, denn Dorit Jakobs sieht sich in einer „aufregenden und entscheidenden Phase“ ihres Musikerdaseins. Der Deal mit dem Plattenlabel ist ihr zu wünschen, eine neue, hoffnungsvolle Songwriterin könnte dann die Hamburger Musikszene mit ihren Liedern auch auf CD bereichern.

Mehr über Dorit Jakobs im Internet unter  www.facebook.com/doritjakobs

 

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