Veronica Falls live im Hamburger Molotow

Veronica Falls live im Hamburger Molotow

von Gérard Otremba

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Foto: Robin Christian

Kann man einer Band wie Veronica Falls, die uns seit drei Jahren mit solch harmoniebedürftigem Indie-Pop beglücken und deren Gitarrist und Sänger James Hoare ein Beatles-Tattoo auf dem Arm trägt, ernsthaft etwas nachtragen? Natürlich nicht. Selbstverständlich hätte das Konzert im Hamburger Molotow gerne länger als die circa 50 Minuten dauern dürfen, die wie in einem intensiven Rausch an einem vorbeifliegen. Klar, die zwei veröffentlichten Alben Veronica Falls und Waiting For Something To Happen sind mit jeweils gut 37 Minuten Spielzeit reichlich kurz, um so mehr wünscht man sich, alle Songs live zu hören. So muss ich aber auf drei meiner Lieblingssongs („The Fountain“, „The Box“ und „Everybody’s Changing“) leider verzichten. Vielleicht beim nächsten Mal. Doch entschädigen Sängerin und Gitarristin Roxanne Clifford, Bassistin Marion Herbain, Schlagzeuger und Sänger Patrick Doyle und eben James Hoare durch diese wahnsinnig schönen Harmonie-und Wechselgesänge, verzaubern durch die himmelhochjauchzenden Melodien, mal wild geschrammelt wie bei dem düsteren „Beachy Head“ oder der vorwärts gepeitschten ersten Zugabe „Right Side Of My Brain“, mal geradezu lieblich und verspielt wie bei „If You Still Want Me“. Immer wieder auffällig der an Moe Tucker von Velvet Underground erinnernde stoische Stakkato-Klöppel-Schlagzeug-Stil von Patrick Doyle, der für die Dynamik der Songs sorgt. Veronica Falls verpacken ihre teils melancholisch-morbiden Texte wie in „Found Love In A Graveyard“ oder dem unendlich traurig-schönen „Buried Alive“ in gar liebreizende, harmonische und betörende Arrangements, für die man die Bandmitglieder einfach nur aus Dankbarkeit umarmen möchte. Das Londoner Quartett beherrscht die Kunst des perfekten Zwei- bis Dreiminuten-Gitarren-Popsongs, wie die euphorischen und überragenden Songperlen „Bad Feeling“, „Teenage“ und „Waiting For Something To Happen“ auch live im vollbesetzten Molotow einmal mehr unter Beweis stellen. Und der Konzerteröffnungssong „Tell Me“, „My Heart Beats“ sowie „Wedding day“ und das abschließende opulente, finale Stück „Come On Over“ stehen den anderen in nichts nach. Mit der zweiten Zugabe „Stephen“ geht der Auftritt fast ein wenig unspektakulär zu Ende. Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen, denn Veronica Falls ist mit das Beste, was der Indie-Pop in den letzten Jahren erfahren durfte.

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Das Vorprogramm bestreitet das englische Trio Mazes, das mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang eine Mischung aus Sixties-Beat, Garage- und Psychedelic-Rock, teils knackig kurzen, teils ausufernd langen Songs, irgendwo zwischen The Who und Neil Young & Crazy Horse anzusiedeln. Und der letzte Song erinnert in Länge und aufbau sogar an „Spiders“ von Wilco.

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