Richard Lenz: Glücksschwein

Deutscher Liedermacher zwischen Tradition und Moderne

von Gérard Otremba

Ein Händchen für die fluffige, unerhört eingängige Melodie kann man Richard Lenz wahrlich nicht absprechen. Man höre sich nur die CD „Augen zu und durch“ seiner damaligen Band Lenz von 2009 an, allen voran den Song „Unser gutes Recht“. Ein Frontalangriff auf den Mainstream, der es nur noch nicht verstanden hat. Auf seinem Solodebut „Glücksschwein“ befindet sich mit der Single „Ohne wenn und aber“ wieder so ein enorm unverschämter Ohrwurm. Mit Handclapping eingeleitet, getragen von schimmernden Orgelklängen präsentiert der Berliner Songwriter Richard Lenz hier die große Kunst des Drei-Minuten-Popsongs. Okay, hier sogar nur 2:35. Aber die beschwingte Leichtigkeit dieses Songs ist ansteckend und süchtig machend. Waren die Songs von „Augen zu und durch“ zumeist noch sehr dem Indie-Pop verhaftet, neigen die Stücke auf „Glücksschwein“ mehr zur introvertierten, inneren Befindlichkeit. Die Arrangements sind zumeist sparsam und karg gehalten und erinnern wesentlich mehr an deutsche Liedermacher wie Klaus Hoffmann, manchmal klingt auch ein Gisbert zu Knyphausen durch. Ausufernde Opulenz wie bei „Soo schön“ gönnt sich Lenz eher selten. Wobei auch bei diesem Stück die melancholische Seite des Sängers durchschimmert, die in den traurigen Piano lastigen Liedern wie „Manchmal“, „Irgendjemand wartet immer“ und „Ich habe gelogen“ erst richtig zum Vorschein tritt. So nebenbei hört man sich „Glücksschwein“ nicht an. Wenn für Richard Lenz das Songwriting im Vordergrund steht, bleibt dem Hörer, genau das Zuhören. Und diese Zeit sollte man sich einfach mal nehmen und gönnen. Die CD dauert sowieso nur knapp 37 Minuten und es lohnt sich, Songs wie „Verloren“, „Und dann hebst du ab“, „Desillusionierung“ oder „Am Ende des Tages“ zu entdecken, auch wenn diese Lieder mit mehr Ecken und Kanten ausgestattet sind wie „Ohne wenn und aber“. Aber wie gesagt, einfach mal zuhören und genießen.

„Glücksschwein“ von Richard Lenz erscheint am 17.05.2013 bei noteworks / Alive.

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