Frank Turner: Tape Deck Heart

Zwischen Mainstream und Billy Bragg

von Gérard Otremba

Was einst im Punk begann, erreicht nun seinen Mainstream-Höhepunkt. In England längst kein Unbekannter mehr, Frank Turners letztes Album „England Keeps My Bones“ schaffte es 2011 immerhin auf Platz 12 der UK-Charts, wurde der 31-jährige Brite mit seinem Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 in London einer großen Öffentlichkeit präsentiert. Mit der Punkband Million Dead ging es los, bevor 2005 Turners Wanderjahre begannen. Der in Bahrain geborene Brite trat mit seiner Gitarre auf, wo immer es ihm möglich war. Den getankten Geist von Billy Bragg hört man seinen ersten Platten Ende der Nuller-Jahre an. Man höre sich nur Songs wie „Thatcher Fucked The Kids“, „Reasons Not To Be An Idiot“ oder „Long Live The Queen“ an. Klassische Singer-Songwriterperlen, kein Wunder, dass Turner in Chuck Ragan, Jim Ward, Joey Cape und Dave Hause Gleichgesinnte fand, mit denen er über die Revival Tour zahlreiche Auftritte in den USA absolvierte. Auf seinem fünften Studioalbum „Tape Deck Heart“ öffnet sich Frank Turner dem Mainstream so weit es geht, ohne seine Wurzeln zu leugnen. Die erste Single-Auskopplung „Recovery“ nimmt einen mit seiner Euphorie sofort gefangen. Die satten Drums, das fröhliche Piano, die „Uh-Uh“-Chöre, das Handclapping, das ist großer Pop-Rock, auf den sich wirklich sehr, sehr viele Manschen einigen können. Definitiv eine Hit-Single. Noch schöner sogar „Loosing Days“, mit dem markantesten Mandolinen-Spiel seit „Loosing My Religion“. Und auch ansonsten klingt der Song wie aus den besten R.E.M.-Tagen. Ebenfalls hitverdächtig. Die Midtempo-Ballade „The Way I Tend To be“ (Mandolinen-Intro!) erweist sich ebenfalls als radiotauglich. Zum hymnischen Rock-Pop lädt uns Turner bei „Polaroid Picture“ ein und das mit Piano sehr langsam beginnende „Four Simple Words“ entwickelt sich dann doch noch zu einem echten The Gaslight Anthem-Gassenhauer, ähnlich wie „Plain Sailing Weather“. Die leisen Songs „Tell Tale Signs“ und „Anymore“ klingen vergleichsweise fast schon bedrückend. „Oh Brother“ bedient bestens dem AOR für Tom Petty-Anhänger und „The Fisher King Blues“ kommt als sehr edler Blues daher, inklusive opulentem Finale. Das hören wir dann auch im abschließenden Track „Broken Piano“, das mit einem sphärischen Keyboard-Teppich beginnt, bevor Schlagzeug und Gitarre zum Pathos ausholen. Das Album „Tape Deck Heart“ von Frank Turner klingt nach dem großen kommerziellen Durchbruch.

„Tape Deck Heart“ von Frank Turner ist am 19.04.2013 bei Universal erschienen.

http://www.muzu.tv/frank-turner/recovery-musikvideo/1779061/

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