Torpus & The Art Directors: Bandportrait

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Moderner Folk-Rock und Americana aus Hamburg

von Gérard Otremba

Vielleicht war es die Initialzündung zu einer rasanten Karriere für die Hamburger Band Torpus & The Art Directors, das Konzert am 17.11.2012 beim Rolling Stone-Weekender. Auf jeden Fall war es das „Highlight“ des an Höhepunkten reichen Jahres, wie Sänger Sönke Torpus und Gitarrist Melf Petersen unisono bestätigen. Das gemütliche Witthüs war an diesem Abend zur Primetime nach der Tagesschau gestopft voll und gemeinsam mit Schlagzeuger Felix Roll, Bassistin Jenny Apelmo und Multiinstrumentalist Ove Thomsen folk-rockten sie die Hütte und rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Nachdem eine Band wie Mumford & Sons für das Festival am Weissenhäuser Strand viel zu bekannt geworden ist, sprangen Torpus & The Art Directors mit ihrer unbekümmerten Spielfreude ein und verzauberten die Gäste mit ihrer Version des zur Zeit schwer angesagten natürlichen, urigen und akustischen populären Sounds, denn Mandoline, Banjo, Kontrabass und Harmonium gehören zum Instrumentenrepertoire der Gruppe.

Von Niebüll nach Hamburg

Neue Freunde gewannen die sympathischen Mittzwanziger mit ihrem Auftritt mit Sicherheit, wie die Einladung zum Orange Blossom-Festival des Glitterhouse-Labels in diesem Jahr als Folge des Weekenders beweist. Erstaunlich genug für eine Newcomerband, die in dieser Besetzung erst seit gut einem Jahr unterwegs ist. Bis auf die Schwedin Jenny Apelmo stammen die Bandmitglieder aus dem nordfriesischen Niebüll, besuchten die gleiche Schule und doch lernten sich Melf Petersen und Sönke Torpus erst beim Hurricane-Festival 2004 kennen. Am Grill beschlossen sie, gemeinsam Musik zu machen. Irgendwann hatte Sönke Torpus schlichtweg „Bock auf die akustische Gitarre“, womit der zukünftige musikalische Stil festgelegt war, ein neuer Country-Folk-Rock, der von Bands wie Mumford & Sons, The Avett Brothers, The Lumineers, The Low Anthem oder The Head & The Heart favorisiert wird. Einen Stil, den Melf Petersen gern als „Heimatmusik“ deklariert, jedenfalls erinnert ihn dieser Folk-Rock an die Jugend in Niebüll, wo der elterliche Plattenschrank von den Beatles bis zu Bob Dylan durchgehört wurde. Und irgendwo lag bestimmt noch eine Countryplatte von Johnny Cash rum, was den Heimatbezug auch musikalisch untermauerte. Nach dem Abitur folgte dann 2007 der Umzug nach Hamburg, lediglich Felix Roll zog es nach Berlin, wo er Jenny Apelmo kennen und lieben lernte. Straßenauftritte, Wohnzimmerkonzerte und regelmäßige Akustikgigs in der „Makrele“-Bar dienten als Testphase, bevor im letzten Jahr alles ganz schnell ging.

Torpus & The Art Directors und der Plattenvertrag

Torpus & The Art Directors gewannen die Ausschreibung als Support der englischen Formation Young Rebel Set, der die Band immerhin in Räume der Größenordnung eines Uebel & Gefährlich brachte. Die englischen Folk-Rocker standen beim Hamburger Label Grand Hotel van Cleef unter Vertrag, das dann gleich das Booking für Torpus & The Art Directors übernahm und flugs fanden sich die fünf Freunde im Vorprogramm von Kettcar wieder und lernten die Bühnen von Hallen mit einem Fassungsvermögen von 1000-2000 Menschen kennen. Und weil alles so gut lief, gab es noch den Plattenvertrag beim Label von Thees Uhlmann. Natürlich hatten Torpus & The Art Directors mit eine EP versucht, bei kleineren Labeln unterzukommen, an Grand Hotel van Cleef dachten sie dabei nicht wirklich, erschien ihnen viel zu groß und durch deren „Indie-Deutsch-Rock“-Attitüde auch nicht passend. Doch es passt sehr wohl. Melf Petersen hebt die „familiäre Atmosphäre“ beim Label und die „künstlerische Freiheit“, die die Band genießt, hervor. Denn vom Songwriting bis zum Coverartwork verwirklicht sich die Gruppe im Gesamtpaket rund um die Platte. Im Oktober durften die bekennenden Gern- und Langschläfer dann ihren Erstling „From Lost Home To Hope“ der Öffentlichkeit präsentieren. Im Vergleich zum Weekender-Auftritt, der vor Dynamik nur so strotzte, geraten die Songs auf dem Album wesentlich melancholischer. Vom Eröffnungssong „The Leaving“, über „Steps“ und „Howl“, bis hin zu „Secret“ und „Black Harp Girl“, wohnt den Liedern eine verspielt-verträumte Traurigkeit inne. Wunderschöne Songs, mit Liebe zum Detail komponiert. Sogar Midtemposongs wie „Known, Seen, Judged“ oder „Fall In Love“ bleiben dieser Stimmung treu. Als Melancholiker sieht sich Sönke Torpus nicht, wird jedoch „von traurigen Sachen inspiriert“.

Die erste Headliner-Tour mit dem Konzert im Hamburger Molotow

Auffallend die immer wiederkehrenden Harmoniegesänge, egal ob live, oder auf CD. „Wer singen will, der singt“, meint Petersen dazu locker. Und da scheinbar alle Bandmitglieder singen wollen, entstehen daraus eben jene wunderprächtigen Chorgesänge. Auch beim Komponieren und Aufnehmen geht es bei Torpus & The Art Directors eher spontan und direkt zu. „Wenn es geil ist, ist es geil“, fasst der enthusiastische Melf Petersen den Prozess zusammen, auf ein langes Herumfrickeln am Sound wird bewußt verzichtet. Was den Songs nur gut tut. Gut geht es auch Bandnamensgeber Sönke Torpus, der den momentanen Zustand „zu schön“ findet, „um neue Lieder zu schreiben“. Es erwartet auch niemand den Hyperarbeitseifer eines Ryan Adams, der in seiner kreativen Hochzeit schon mal drei Platten in einem Jahr veröffentlichte. Jedoch gehört Ryan Adams neben Wilco zu den großen Vorbildern von Melf Petersen und Sönke Torpus. Nicht weniger als „mal eine Platte wie ‚Jacksonville City Nights‘ oder ‚Yankee Hotel Foxtrott‘ zu machen“ ist der ehrgeizige Anspruch Petersens. „Eine Platte, von der ich sagen kann ‚Ja, das ist es‘“, ergänzt der Gitarrist. Mit „From Lost Home To Hope“ setzt das Quintett, bei dem sich alle Bandmitglieder am Songwriting beteiligen, den ersten Schritt in die gewünschte Richtung. Richtungsweisend nun auch die erste Headliner-Tour, die zurzeit läuft und ein „spannendes neues Jahr“, wies es Sönke Torpus erwartet, einläutet. Via Facebook ist bereits von ausverkauften Gigs und Zusatzkonzerten die Rede, besser hätte 2013 für die Band nicht beginnen können. Am 15.02. treten Torpus & The Art Directors zum „Heimspiel“ im Molotow in Hamburg auf. Und vielleicht ist dieses Konzert ein weiterer Meilenstein auf der Karriereleiter nach oben.

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