Led Zeppelin: Celebration Day

Sensationelles Led Zeppelin-Reunion-Konzert

von Gérard Otremba

 Man hatte sich damals so viele Hoffnungen gemacht. Hoffnungen auf die große Reunion-Tour, die Led Zeppelin möglichst auch nach Deutschland führen möge, um die Rock-Titanen endlich, endlich einmal live erleben zu dürfen. Das Pech des Zuspätgeborenen, der 1980, beim letzten Auftritt von Led Zeppelin noch kein Teenager war.

Das einzigartige Reunion-Konzert von Led Zeppelin auf CD und DVD/Blue Ray

Doch es sollte bei dem einen Konzert bleiben. Am 10.12.2007 taten sich Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones nach 27 Jahren wieder zusammen und traten zu Ehren ihres verstorbenen, ehemaligen Plattenchefs Ahmet Ertegün in der Londoner 02-Arena auf. Jimmy Page soll für eine Welttournee bereit gewesen sein, Plant hingegen verzichtete auf das Stadionrockvergnügen. Und mal ehrlich: Led Zeppelin ohne Robert Plant ist wie Queen ohne Freddie Mercury, also ein ausgemachte Mogelpackung. Die wollten wir natürlich nicht sehen. Dass es richtig geniale Konzerte geworden wären, zeigt nun „Celebration Day“, die auf Doppel-CD und DVD/Blue Ray vorliegenden Aufnahme des Reunion-Konzertes. Denn das zündete so richtig.

Led Zeppelin endlich wieder auf der Bühne

Nach einer Leinwand-Video-Einspielung aus den siebziger Jahren legen Led Zeppelin plötzlich aus dem Dunkel heraus mit ihrer ersten Single aus dem Jahre 1969 „Good Times Bad Time“ los, und es funkt zwischen den Musikern, als ob sie in den Jahren zuvor nichts anderes als zusammen Musik gemacht hätten. Als ob sich in all den Jahren nichts verändert hätte. Hat es natürlich sehr wohl. Führte doch der Tod von Schlagzeuger John Bonham zur Auflösung der Gruppe im Jahre 1980. Wie ersetzt man solch eine Drummer-Ikone? Die Zeppelins sind in der Familie fündig geworden und ließen Bonhams Sohn Jason auf das Schlagwerk los. Für den erfüllte sich an diesem Abend laut seinen Angaben im Booklet „ein Lebenstraum“. Ein wahrer Koloss hinter dem Schlagzeug, der seinen Vater in den gut zwei Stunden Spielzeit bestens vertritt. Die knapp sechs monatige Probezeit hat sich gelohnt. Jimmy Page tritt zu Beginn völlig cool, lässig, kaugummikauend, mit Sonnenbrille, langem schwarzen Mantel und typischer Gitarrenhero-Pose auf. John Paul Jones gibt den verschmitzten Stoiker am Bass, während Lockenkopf Robert Plant nicht mehr den wilden Mann markieren muss, er das innere Feuer aber song- und altersgerecht auf der Bühne zum Lodern bringt.

Led Zeppelin bieten ein atemberaubendes Rock’n’Roll-Fest

Die Songauswahl hat es natürlich in sich. Bereits beim zweiten Song „Ramble On“ lächeln sich Page und Plant an, sie wissen, der Abend gehört ihnen. Es entwickelt sich ein atemberaubendes Rock’n’Roll-Fest. Ein erstes großes Inferno birgt „Black Dog“ in sich, gefolgt vom schweren, später explodierenden Blues von „In My Time Of Dying“. Der heavy Blues-Rock von „For Your Life“, der entfesselte und funky Rock’n’Roll von „Trampled Under Foot“ sowie der brachiale Blues-Gospel nach Zeppelin-Art in „Nobody’s Fault But Mine“ schließen sich an. Ein abgehoben sphärisches „No Quarter“, die epische Blues-Ballade „Since I’ve been Loving You“ und das irre, abgefahrene „Dazed And Confused“ (hier auf elf Minuten gedehnt) zeugen von der Wandelbarkeit dieser Band. Und ja, sie spielen ihren Übersong „Stairway To Heaven“, die endgültige Zeppelin-Hymne, die alle lieben. „The Song Remains The Same“, „Misty Mountain Hop“ und das dramatisch-opulente “Kashmir” beenden ein furioses Come-Back-Konzert von Led Zeppelin. Mit den glorreichen Zugaben „Whole Lotta Love“ und „Rock And Roll“ zeigen Page, Plant, Jones und Bonham Junior allen Hardrockbands wo der Hammer hängt. Die Wiedervereinigung von Led Zeppelin war ein historischer Musikaugenblick, der nun immerhin via DVD/Blue Ray nacherlebbar ist (dieses Konzert muss man einfach gesehen haben). Und die Hoffnung auf eine Welttournee stirbt bekanntlich zuletzt. Sichtlich Spaß gemacht hat das Konzert allen beteiligten Musikern. Wiederholungen wirklich ausgeschlossen?

„Celebration Day“ von Led Zeppelin ist am 16.11.2012 bei Atlantic / Warner Music Group erschienen.

Kommentar schreiben