Queen: Hungarian Rhapsody – Live in Budapest 1986

Die große Show des Freddie Mercury

von Gérard Otremba

Queen waren 1986 auf dem Zenit ihres Ruhms. Eine der damaligen Bands, die Mitte der 80er Stadien füllten. Gigantonomie wurde bei Queen groß geschrieben. Aber dem Hang zum Größenwahn erlagen Freddie Mercury, John Deacon, Brian May und Roger Taylor schon früher (siehe „Bohemian Rhapsody“, hier sind Queen noch auf hohem Niveau, zehn Jahre später mußte man für „Radio Gaga“ dann doch große Abstriche machen). Was soll man denn auch anderes von einer Band mit dem Namen Queen erwarten? Natürlich die Krone, mindestens.

Queen bei Live-Aid und die Folgen

Und die setzte sich Freddie Mercury zum Abschluß der Queen-Konzerte selbstredend brav aufs Köpfchen. Wahrscheinlich krönte er sich selbst mit dieser Geste zur ultimativen Rampensau. Denn die Bühne war sein Königreich, zweifellos. Legendär Queens Auftritt 1985 beim Live-Aid-Konzert in der Londoner Wembley-Arena. Wie die 70000 Besucher Mercury aus der Hand fraßen und Queen ein Best-Best-Of aus „Bohemian Rhapsody“, „Radio Gaga“, „Hammer To Fall“, „Crazy Little Thing Called Love“, „We Will Rock You“ und natürlich „We Are The Champions“ in unvergeßlichen 20 Minuten boten, hatte große Klasse. Danach waren nur noch fette Arenen möglich. Dass es 1986 dann auch die letzte Tour werden sollte, ahnte noch keiner (Queen ohne Freddie Mercury ist wie Stones ohne Jagger oder Richards, also bedeutungslos). So ziemlich genau ein Jahr nach Live-Aid zementierte an gleicher Stelle ein Queen-Konzert in voller Länge die Ausmaße des inzwischen erreichten Heldenstatus.

Queen durchbrechen den „Eisernen Vorhang“

Zwei Wochen später spielten Queen als eine der ersten Mega-Acts in Ungarn. Da war sie also angekommen, die westliche Dekadenz hinter dem „Eisernen Vorhang“. Wer hätte diese besser darstellen können, als der (zumindest auf der Bühne) eitle Pfau, Gockel, Poser und Showman Freddie Mercury? Das Konzert vom 27.07.1986 im Budapester Nepstadion wurde vom ungarischen Regisseur János Zsombolyai gefilmt und liegt nun als DVD/Blue Ray und auch Doppel-CD vor. Die Setlist ist fast identisch mit Wembley und trotzdem zeichnet sich „Hungarian Rhapsody“ als ein elementares Stück Zeitgeschichte aus, schließlich kam die Ostblockjugend nur sehr umständlich an Westmusik ran. So pilgerte sie also gen Budapest und natürlich zogen Mercury, Deacon, May und Taylor alle Register. Vom treibenden Beginn „One Vision“ (eine Art „Start Me Up“ von Queen) und „Tie Your Mother Down“ (fetziger Rock’n’Roll) über ein famoses „A Kind Of Magic“ hin zum pathetischen „Who Wants To Live Forever“ vom „Highlander“-Soundtrack. Feierlicher Pathos, darin sind Queen unübertroffen. Diese hymnischen Chöre bei „Now I’m Here“, „Under Pressure“, „Hammer To Fall“, einfach göttlich.

Die große Show des Freddie Mercury

Und natürlich Freddie Mercury als großer Entertainer und Zampano. Seine Inszenierung ist doch immer wieder so sehenswert wie überzeichnet. Es braucht gar keine Queen-Musicals, Queen waren das Musical selbst. 1986 konnte man sich den Abschlusssong „We Are The Champions“ noch guten Gewissens anhören, heute ist dieses Lied durch das permanente Abspielen bei Fußballgroßveranstaltungen und das unsägliche Mitsingen von Fußballprofis und deren besoffener Fans nur noch schwer zu ertragen, leider. Dann lieber „We Will Rock You“. Queen spielen natürlich auch in Budapest alle großen Hits („Bohemian Rhapsody“, „Another One Bites The Dust“, „I Want To Break Free“, „Radio Gaga“ und „Friends Will Be Friend“), denn das war letztendlich ihr Markenzeichen. Die überragenden Alben waren in der Queen-Karriere dünn gesät (insgesamt dann vielleicht doch zuviel Bombast), aber die meisten Single-Hits ließen sich hören. Der Konzertfilm enthält noch einige schöne Aufnahmen der Bandmitglieder in Budapest vor dem Gig und im Anschluss gibt es eine halbstündige Dokumentation über das eine Jahr von Live-Aid, bis zum Tour-Abschluss-Konzert in Knebworth im August 1986. Fünf Jahre später verstarb Freddie Mercury an Aids und mit ihm ist auch die Band Queen von uns gegangen. Aufzeichnungen wie diese sind schöne Erinnerungen.

Queen: „Hungarian Rhapsody –Live in Budapest 1986” ist am 09.11.2012 bei Universal erschienen.

Kommentare

  • <cite class="fn">Steffi</cite>

    Ich war damals dabei, in Budapest. Eine Woche Aufbau für das grandiose Konzert.

  • <cite class="fn">Ingo De Buhr</cite>

    Als ich Queen kennengelernt habe, war ca. 10 Jahre früher. Damals waren solche Konzerte für mich uninteressant.
    Ich habe diese Musik lieber von Venyl-platten oder im Radio gehört.
    Das war ein Zacken besser.
    Dieser Film mag interessant sein, aber außer Zeitvertreib nichts für oPingo (64)

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