Zeus: Busting Visions

Zurück in die Zukunft

von Gérard Otremba

 zeus

Die wollen es wissen, die vier Musiker der kanadischen Band Zeus. Die Multi-Instrumentalisten und Sänger Mike O’Brien, Carlin Nicholson, Neil Quin und Schlagzeuger Rob Drake begeben sich mit „Busting Visions“ auf eine musikalische Zeitreise in die Spät-60er und Früh-70er, die es wahrlich in sich hat. Sie saugen diesen Spirit auf und katapultieren ihn auf wirklich irre Weise in die Jetztzeit.

Zeus wandeln auf den Spuren der Beatles und frühen Pink Floyd

Man kann die Referenzstile- und Bands kaum aufzählen, die einem beim Hören von „Busting Visions“ so alle einfallen. Progressive- und Glam-Rock, Hippie-Pop und Psychedelic-Rock, von Beatles über Queen bis zu David Bowie, alles dabei und manchmal alles in einem Song. Rhythmuswechsel sind schneller zu Hand, als man „Blaubeerkuchen“ sagen kann, die Songs sind permanent in Bewegung. „Are You Gonna Waste My Time?“ noch vergleichsweise akzentuierter Riff-Rock, mit herrlichen Backing-Vocals-Chören, die in auffallend vielen Songs auftauchen. „Love / Pain“ dann schon großes Theater zwischen Pomp und Prog-Rock. Ähnlich opulent gerät „Anything You Want Dear“, während „Let It Go, Don’t Let It Go“ mit fast verspielten Keyboards und Gitarren aufwartet und ganz viel George Harrison-Eleganz bietet. Mit „Strong Mind“ wandeln die Gottväter auf den Spuren zwischen den Beatles auf Höhe „White Album“ und Paul McCartneys frühen Solowerken. Eine drogengeschwängerte Space-Odyssee, absolut genial. „Bright Brown Opus“ ein kleines Instrumental-Zwischenspiel, bevor „Love Is A Game“ wieder mit wunderbaren Chören und Brian May-Gitarren wegschwebt. Endgültig die Hippie-Phase erreichen Zeus mit „With Eyes Closed“. Wieder sehr viel Beatles-Melodien sowie die Verzückung der ganz frühen Genesis- und Pink Floyd-Scheiben, also „From Genesis To Revelation“ und die Floyd-Singles vor „The Piper At The Gates Of Dawn“.

Zeus zwischen Glam-Rock und Hippie-Pop

Das blues-getränkte „Hello, Tender Love“ bietet zusätzlich nicht nur im Chorus großartigen Pop, das anschließende „Messanger’s Way“ teilweise wieder mit Queen-Pomp ausgestattet und „Proud And Beautiful“ entpuppt sich als lieblicher Hippie-Pop. „Stop The Train“ bester Glam-Pop-Rock, hier versammeln sich endgültig Queen, The Sweet, T.Rex und David Bowie in einem Song. Feinsten Beatles-Pop gibt es bei „Cool Blue (and the things you do)“ zu hören, „Abbey Road“ läßt grüßen. Der Abschluss mit “Now I’ve Got You” rundet die Scheibe mit Spurenelementen von den Beatles bis zu dem Electric Light Orchestra ab. Diese Backing Chöre sind wahrlich famos. Aber nicht nur die. Die Songs von Zeus leben von ihrer Dynamik, sprudeln vor Ideen und stecken mit ihrer Euphorie sofort an. Wer nur ansatzweise mit der Musik der oben genannten Zeit vertraut ist, muss Zeus eine Chance geben. Und den vier Herren aus Toronto kann man auch weiterhin nur diesen musikalischen Ideenreichtum wünschen.

„Busting Visions“ von Zeus ist am 19.10.2012 bei SO Recordings / Rough Trade erschienen.

Kommentar schreiben