Zum Tod von Nils Koppruch

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Wir werden Nils Koppruch vermissen

von Gérard Otremba

Es war die musikalische Liebe auf den ersten Blick. Damals im Mai 1999 in der Frankfurter Batschkapp. Als die Hamburger Band Fink im Vorprogramm von ElementOf Crime auftrat. Nils Koppruch war Sänger, Texter und holte auch schon mal das Banjo raus. Deutsche Texte, witzig, melancholisch und immer originell, dazu noch ein Banjo, irgendwie erfanden die Finks den deutschen Americana-Sound. Lässig und cool.

Nils Koppruch als Kopf der Band Fink

Und was waren das für geile Songs, die sie von ihrer damals just erschienenen CD „Mondscheiner“ spielten: „Ne Menge Leute“, „Ich kümmere mich darum“, mit der irren Zeile „Ich besorg dir einen Mörder, wenn du ihn bestellst, und ich wüßte sogar einen, der dir im echten Notfall hilft“. Oder „Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zu Tür“. Man hatte gleich das Gefühl, Zeuge einer außergewöhnlichen musikalischen Darbietung gewesen zu sein. Der sofortige Kauf des Albums sowie der ersten beiden Platten „Vogelbetrachtung im Winter“ und „Loch in der Welt“ war Pflicht, die Karte für das nächste Element-Konzert im Herbst in Mainz natürlich auch, schließlich konnte man sich Fink als Support gleich nochmal anhören. Wenige Tage nach dem Auftritt im Mainzer KUZ dann nur noch Fink im Frankfurter Dreikönigskeller, erfreulicherweise mehr oder weniger ausverkauft, jedenfalls war es gemütlich voll und alle hatten ihren Spaß. Mit der selbstbetitelten CD „Fink“ schufen Nils Koppruch, Henning Wandhoff, Andreas Voss und Dinesh Ketelsen 2001 ein weiteres überragendes Meisterwerk. Songs wie „Immerhinda“, „Ich wein‘ einen Fluss“, „Das Liebste“, Irgendwann Regen“ und „Wenn du mich suchst“ gehören zu den besten, schönsten und poetischsten Texten der deutschen Popgeschichte.

Die Schwermut, die Soloplatten und Kid Kopphausen

Nicht nur sie umwehte immer ein Hauch der schwermütigen Melancholie, auch ihr Schöpfer schien abseits der Bühne die Aura des grüblerischen Dichters und Denkers zu umgeben. Mit Fink folgten noch die zwei Studioalben „Haiku Ambulanz“ und „Bam Bam Bam“, teilweise rockiger und verquerer als die Vorgänger, aber natürlich blieb man dran, besuchte die Konzerte im Frankfurter Nachtleben, Sinkkasten und Mousonturm, und wunderte sich über den ausbleibenden großen Ruhm. Den erreichte Nils Koppruch nach dem Ende von Fink auch als Solist nicht. Erstaunlich genug, bewies er doch mit seinen beiden Platten „Den Teufel tun“ und „Caruso“ einmal mehr seine Klasse, Konzerte in Hamburg im Uebel & Gefährlich, im Indra und im Knust begeisterten das Publikum. Zuletzt noch seine Zusammenarbeit mit Gisbert zu Knyphausen, alias Kid Kopphausen, begleitet von Alexander Jezdinsky, Marcus Schneider und Felix Weigt. Sowohl Platte, als auch die Konzerte erzeugten eine Aufbruchsstimmung, die mit Nils Koppruchs Tod ein jähes Ende fand. Nils Koppruch war ein verkanntes Genie, das hoffentlich nach seinem Tod die ihm gebührende Reputation und eine breitere öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Nils Koppruch hinterläßt Frau und Kind sowie eine verstörte Fangemeinde. „Und lebend gehen wir nicht mehr aus der Welt“.

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