Mumford & Sons: Babel

Hymnen und spartanischer Folk

von Gérard Otremba

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Eine herrliche Erfolgsgeschichte, die Mumford & Sons in den letzten fünf Jahren geschrieben haben. Die englische Band um Frontmann Marcus Mumford trat noch vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Sigh No More“ beim Glastonbury Festival auf, das 2009 erschienene Debüt entwickelte sich zum Longseller, erklomm sowohl in den UK-, als auch in den US-Charts Platz 2 und verkaufte sich über 8 Millionen Mal. Und das alles mit auf Banjo, akustische Gitarre, Trommel, Kontrabass, Akkordeon und gelegentliche Keyboard- und Bläsereinsätze reduzierten Musik. Allerdings gaben Mumford & Sons diesem Bluegrass-Folk-Rock den nötigen Drive, eine fesselnde Intensität und eine himmelhochjauchzende Euphorie mit auf den Weg. Allen voran bei der Hit-Single „Little Lion Man“ und „The Cave“. Der Ritterschlag folgte dann 2011 bei der Grammy-Verleihung von ganz oben, als Mumford & Sons gemeinsam mit den Avett Brothers Bob Dylan bei dessen „Maggies Farm“ begleiteten.

Mumford & Sons verinnerlichen den Naturalismus der Fleet Foxes und das Pathos von Arcade Fire

Drei Jahre nach „Sigh No More“ nun also das mit Spannung erwartete Zweitwerk. Und alles, was an „Sigh No More“ so viel Spaß gebracht hat, findet sich auf „Babel“ wieder. Mumford & Sons machen einfach dort weiter, wo sie bei „Sigh No More“ aufgehört haben. Und das ist gut so. Denn so entfalten sich die akustischen Gitarren und Banjos auch auf „Babel“ auf wunderprächtige Weise. Und so prescht „Country“ Winston Marshall schon beim eröffnenden Titelstück mit dem Banjo voran, Marcus Mumford singt so inbrünstig wie herzzerreißend. Die gerne von Mumford & Sons benutzten Laut-Leise-Langsam-Schnell-Variationen innerhalb eines Songs beginnen mit „Whispers In The Dark“ und kulminieren in der euphorischen Hymne „I Will Wait“. Mit dieser Taktik verinnerlichen Marcus Mumford, Country Marshall, Ben Lovett und Ted Dwane sowohl den Naturalismus der Fleet Foxes, als auch den Pathos von Arcade Fire.

Mumford & Sons zwischen Hymnen und spartanischen Folk

Von Hymnen verstehen die Briten mindestens genauso viel, wie die kanadischen Indie-Götter. Man höre sich nur „Lover‘ s Eyes“, „Broken Crown“, oder „Below My Feet“ an. Dass die spartanische, puristische Folkseite Mumford & Sons genauso gut von der Hand geht, beweisen sie bei “Holland Road”, „Reminder“ und “Ghosts That We Knew”. In „Lover Of The Light“ gelingt ihnen dann sogar die Annäherung zum Mainstream-Pop. Zwischendurch galoppieren sie dann allesamt im atemberaubenden Tempo durch den Song „Hopeless Wanderer“ und beschließen das Album mit einem leisen, sanften und anrührenden „Not With Haste“. Auf „Babel“ wimmelt es von Songs, die man schnell ins Herz schließt. Wozu gibt es eigentlich Religionen? Die Erlösung finden wir bei Mumford & Sons.

„Babel“ von Mumford & Sons ist am 21.09.2012 bei Cooperative Music / Universal erschienen.

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