Feist live im Hamburger Stadtpark

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Die wundersame Popwelt der Leslie Feist

 von Gérard Otremba

Es ist schlichtweg eine beeindruckende Performance, die Leslie Feist mit ihrer Band dem Hamburger Publikum an diesem herrlich lauschigen Abend im Stadtpark bietet. Die 36-jährige kanadische Sängerin vertieft sich in ihre musikalische Märchenwelt, blüht dort zu voller Größe auf, gibt die Zeremonienmeisterin, verfällt in tranceähnliche Zustände, säuselt und schreit ins Mikro. Feist ist die etwas andere Popsängerin unserer Zeit, die mit ihrem charismatischen Auftreten und Songs, die sich gerne den vorgefertigten Schubladeneinordnungen entziehen, in der ersten musikalischen Liga mit Kate Bush und Patti Smith spielt. Feist ist die Wandlerin zwischen den Welten, die Pop, Rock, Folk, Blues in eigenständige und ausgefallene Kompostionen transformiert. Feist ist die Pop-Avantgarde, die ein größeres Publikum erreicht, wie die Charterfolge ihrer letzten beiden Alben „The Reminder“ und „Metals“ belegen. Im Mittelpunkt des Konzertes stehen dann auch die Songs ihres 2011 erschienenen Wunderwerkes „Metals“.

Und kein Song nach (Pop-)Schema F. Die Arrangements ausgefeilt, detailverliebt, zum aufmerksamen Zuhören verdammt und alle 110 Minuten dieses Konzertes grenzenlos spannend. Vom dramatischen Opener „A Commotion“, über das lässig poppige „Mushaboom“, bis hin zur letzten, allein mit der Gitarre vorgetragenen, Zugabe „Intuition“. „My Moon My Man“ sowie „I Feel It All“, zwei Klassiker des „Reminder“-Albums zelebriert Feist mit einer Psychedelic-Rock-Wucht, die es in sich hat. Doch die dunkle Seite der musikalischen Macht zeigt sich kurz darauf bei „Graveyard“, wenn die Melancholie in Feists Stimme fast depressive Züge annimmt. Die Balance zwischen Ex- und Introvertiertheit beherrscht Feist an diesem Abend in Perfektion. Perfekt im Zusammenpiel auch ihre drei Mitmusiker an Keyboard / Orgel, Schlagwerk und Gitarre/Bass, Trompete und diversen anderen Klänge erzeugenden Utensilien. Nicht minder eindrucksvoll die drei in wallenden Gewändern umhüllten und dem Ausdruckstanz durchaus nicht abgeneigten Backgroundsängerinnen. Ein außergewöhnliches Konzert einer außergewöhnlichen Künstlerin. Hoffentlich kehrt Feist bald wieder auf eine Hamburger Bühne zurück.

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