John Hiatt live in der Hamburger Fabrik

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Der geniale Schattenmann

von Gérard Otremba

Nachdem die junge Britin Karima Francis als Support von John Hiatt nicht nur durch ihren coolen Afro-Look, sondern auch durch ihre großartige Bluesstimme, irgendwo die Lücke zwischen Janis Joplin und Tracy Chapman füllend, überzeugte, ist der Begrüßungsjubel des Hamburger Publikums für John Hiatt geradezu überwältigend zu nennen. Völlig zu recht, schließlich gehört der fast 60-jährige Amerikaner zu den begnadeten Rockmusikern der letzten vierzig Jahren. Zwar blieb er immer der Schattenmann von Größen wie Bruce Springsteen, Bob Dylan, Neil Young oder Tom Petty, an den großartigen Songs und wunderbaren Platten, die John Hiatt veröffentlichte, ändert das nichts. Vielleicht ist der in Indianapolis geborene Hiatt der amerikanischste unter den amerikanischen Musikern. Stimmlich jedenfalls hört man seine Herkunft sofort, dieses gepreßte Quengeln der Töne macht ihm keiner so schön nach. Außerdem verschmelzen bei Hiatt Blues, Rock, Rock’n’Roll, Rockabilly, Country, Folk und Pop auf geniale Art und Weise.

Robert Johnson, Chuck Berry, Johnny Cash und die Rolling Stones im perfekten Roots-Rock vereint. Mit „Master Of Disaster“ geht es an diesem warmen 3.7.2012 flockig los, bevor John Hiatt mit seiner Band mit „Tennessee Plates“ den ersten Südstaatenausflug unternimmt. Überraschend und erstaunlich, dass Hiatt kein Promotionkonzert für sein letztes Album „Dirty Jeans And Mudslide Hymns“ gibt, mit „Down Around My Place“ und „Adios To California“ befinden sich sogar nur zwei Songs der aktuellen Platte in der Setlist, sondern sein 88er-Werk „Slow Turning“ in den Mittelpunkt seines Auftritts stellt. Neben des Titelsongs und „Tennessee Plates“ spielt Hiatt noch „Drive South“, „Paper Thin“ und „Feels Like Rain“ aus diesem Album. Einige Hiatt-Klassiker wie „Real Fine Love“, „Cry Love“ (mit diesem herrlichen Mandolinen-Spiel von Doug Lancio), „Perfectly Good Guitar“ und „Have A Little Faith In Me“ runden den abwechslungsreichen Gig ab. Mit der zweiten Zugabe „Riding With The King“ beschließt John Hiatt das Konzert mit urwüchsiger Blues-Rock-Power, die Gitarren gniedeln und duellieren sich um die Wette, mächtig und überbordend. Ein fetter Abschluss eines intensiven Konzerts.

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