Tom Petty & The Heartbreakers live in Hamburg

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Tom Petty und seine Hits

von Gérard Otremba

Es wurde endlich mal wieder Zeit. Denn sehr lange hat sich Tom Petty nicht mehr auf deutschen Bühnen gezeigt. Was sehr schade ist, schließlich hat der 61-jährige Amerikaner mehr als genug großartige Songs seit der ersten Platte aus dem Jahre 1976 aufgenommen. Und diese Songs wollen die Anhänger natürlich öfter mal live hören.

Tom Petty und der basslastige Sound der O2-World-Arena

Nachdem Jonathan Wilson das Publikum mit seinem Westcoast-Psychedelik-Folk-Rock in Stimmung gebracht hat, geht es gegen 21.30 Uhr dann endlich los. Mit „Listen To Her Heart“ beginnen Tom Petty und seine Heartbreakers das Konzert, das sich als ein bunter Querschnitt seiner Karriere entpuppt. Dem wunderbar Byrds-lastigen Opener folgt ein krachendes „You Wreck me“, das allerdings am massigen Soundwall der O2-Arena zu leiden hat. Ähnlich ergeht es auch „I Won’t Back Down“, dem Klassiker aus dem „Full Moon Fever“-Album. Es ist immer wieder eine Krux mit der Beschallung in den neuen Hallen-Arenen, die Basslastigkeit dröhnt einem dann arg in den Ohren. Aber es wird besser. Bereits zu „Here Comes My Girl“ sind die einzelnen Instrumente wesentlich besser vernehmbar, was prinzipiell für die etwas leiseren Stücke dieses Abends gilt. Dass Tom Petty dann „Handle Me With Care“, die erste Single der “Supergroup” Travelling Wilburys spielt, ist natürlich ein schönes Bonmot. Zwar erklimmt Gitarrist und Keyboarder Scott Thurston nicht ganz die Höhen eines Roy Orbison, aber wir haben den Song live gehört, das zählt.

Die Hitcompilation von Tom Petty & The Heartbreakers, Teil zwei

Aber es geht weiter: „Good Enough“ glänzt mit einem großartigen Mike Campbell-Gitarrensolo und das Fleetwood Mac-Cover „Oh Well“ donnert im herrlichsten 70er-Blues-Rock durch die Halle. In „Something Big“ duellieren sich Petty und Campbell mit ihren Gitarren, während „You Don’t Know How It Feels“ auf das Notwendigste reduziert wird. Das stürmisch umjubelte „Free Falling“ gerät so majestätisch, wie es sich für dieses Stück gehört und „Good To Be True“ wird jamartig und absolut faszinierend in die Länge gezogen. Mit seinen Heartbreakers hat Tom Petty eine ähnlich meisterliche Band im Rücken, wie Bruce Springsteen seine E-Street-Band oder Neil Young seine Jungs von Crazy Horse. Egal ob die Gründungsmitglieder Mike Campbell an der Gitarre und Benmont Tench an den Tasteninstrumenten, oder „jüngere“ Bandmitglieder wie Bassist Ron Blair, Gitarrist Scott Thurston und Schlagzeuger Steve Ferrone. Eine verläßliche und eingespielte Truppe, die perfekte Basis für den Zeremonienmeister Tom Petty.

Furioses Finale und eine neue Live-CD

Und das sind die Herren auch bei der Ballade „Something Good Coming“ und der bombastfreien, akustischen Version von „Learning To Fly“. „You’re So Bad“ läutet den Schlußspurt ein, der mit dem Rockstampfer „I Should Have Known It“ fortgesetzt wird und in den euphorisch-brachialen „Refugee“ und „Runnin‘ Down A Dream“ sein Ende findet. Für zwei Zugaben kommen Petty und die Heartbreakers noch einmal auf die Bühne der fast ausverkauften O2-World-Arena. Volle Power heißt es dann bei „Last Dance With Mary Jane“ und „American Girl“. Im Prinzip hätte Tom Petty noch ein halbe Stunde länger spielen müssen, um auch Songs so wundervoller Alben wie „Echo“, „The Last DJ“ oder „Highway Companion“ ins Set zu integrieren. Vielleicht beim nächsten Mal. Alle, die sich eine aktuelles Live-Vergnügen von Tom Petty & The Heartbreakers noch einmal zu Hause anhören wollen, können sich nun die soeben bei Warner erschienene Limited Tour Edition seiner letzten CD „Mojo“ kaufen, die eine auf der USA-Tour 2010 mitgeschnittene Live-CD enthält. Es lohnt sich.

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