Maike Rosa Vogel: Fünf Minuten

Neue, wunderbare Songwriter-Platte von Maike Rosa Vogel

von Gérard Otremba

Sehr schön. Bereits ein Jahr nach dem wunderbaren Album „Unvollkommen“ läßt Maike Rosa Vogel wieder von sich hören. Ihre dritte Platte heißt „Fünf Minuten“ und die Berliner Liedermacherin macht dort weiter, wo sie mit „Unvollkommen“ aufgehört hat, einem Longplayer, der Maike Rosa Vogel an die Spitze des intelligenten deutschen Songwritings katapultiert hat. Und dieses hohe Niveau hält die in Frankfurt geborene Sängerin mühelos auch auf ihrem neusten Werk.

Maike Rosa Vogel vereint das Private mit dem Politischen

Ähnlich wie bei „Unvollkommen“ besticht Maike Rosa Vogel auch auf „Fünf Minuten“ durch ihre entwaffnende Offenheit und Ehrlichkeit. Dabei brilliert sie mit Texten, die den „Weltfrieden“ wahrscheinlich nicht sofort herbeiführen werden, aber den richtigen Weg weisen. Maike Rosa Vogel versteht es perfekt, das Private und das Politische zu vereinen und einen Gegenentwurf zum alltäglichen Hamsterradleben zu präsentieren. Denn wer sagt heute schon in einem Songtext von sich selbst, „Ich bin ein Hippie“? Ein Hippie, der „an den Mut zu Träumen“ glaubt und „wenn andere Mädchen von Hochzeiten träumen, dachte ich, ich leb mal auf Bäumen“, wenn das mal keine Alternative ist. Zu der gewohnten Vogel-Gitarrenbegleitung spielt Leander Haußmann Mundharmonika und Sven Regener knallt uns zwischendrin immer mal wieder einen fanfarenartigen Bläsereinsatz um die Ohren. Der Element Of Crime-Sänger und Romancier hat „Fünf Minuten“ auch wieder produziert und bedient bei „Du kannst alles sein“ und „Für fünf Minuten“ eine gar sanft erklingende Orgel. Zwei Songs, die sich für Freiheit und Mut stark machen, in denen Maike Rosa Vogel ihre Überzeugungen auch schon mal für ihre Verhältnisse rotzig ins Mikro schreit.

Charmante und poetische Texte mit Melancholie und Witz

Ganz zart und voller Anmut hingegen die Piano-Ballade „Ein Arm um einen anderen“, in der Maike Rosa Vogel der großen Gefühle huldigt. „So Leute wie ich“ entpuppen sich als Menschen, die „für siebeneurofünfzig arbeiten gegangen“ sind, „Hartz Vier gekriegt“ haben und „arbeiten gehen, und nicht genug haben zum Leben“. Das Private und das Politische im Einklang. Wunderschön auch der Song „Weizenfelder“. Beschwingt, aufgekratzt und pointiert singt Vogel vom privaten Beziehungskennenlerneffekt. Die private Seite der Maike Rosa Vogel gewinnt dann endgültig bei „Raum voller Spiegel“, „Kein Wort ist wahr“, „Undercover“, „Ich hab dich mal sehr geliebt“, „Las Vegas“ und „Abkommen“ die Oberhand. Charmante Texte zwischen Poesie, Nachdenklichkeit, Melancholie und Witz changierend, teilweise sogar von Percussion und Schlagzeug unterstützt. Maike Rosa Vogel lädt auch mit ihrer neuen CD „Fünf Minuten“ zum Zuhören ein und das tun wir gern und intensiv.

„Fünf Minuten“ von Maike Rosa Vogel ist am 1.6.2012 bei Our Choice / Rough Trade erschienen.

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