The Lemonheads live in Hamburg

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Kein „Mrs. Robinson” im Uebel & Gefährlich am 1.5.2012

von Gérard Otremba

Ist das der Fluch der guten Tat? Oder woher kommt der scheinbar übermächtige Haß des Evan Dando auf „Mrs. Robinson“? Vor 20 Jahren feierten die Lemonheads mit ihrer genialen Indie-Post-Punk-Version des Simon & Garfunkel-Klassikers den größten Erfolg ihrer Bandgeschichte. Nun zum Jubiläum des dazugehörigen Albums „It’s A Shame About Ray“ eine Tour der Lemonheads auch durch deutsche Hallen. Doch kein „Mrs. Robinson“ weit und breit. Evan Dandos Weigerung, diesen Smasher zu spielen, ist die größtmöglich anzunehmende Arroganz eines Künstlers gegenüber dem Publikum. Wenn man schon alle Stücke des Albums von A, wie „Rockin Stroll“, bis Y, wie „Frank Mills“, hintereinander weg durchexerziert, wo bleibt dann das Z? Leider war das Fehlen von „Mrs. Robinson“ nicht die einzige negative Begleiterscheinung dieses Abends. Schon die ersten vier Songs, also „Stroll“, „Confetti“, „Ray“ und „Rudderless“ gingen in einer nicht unbedingt angebrachten Post-Punk-Attitüde unter. Das hatte dann zwar Schmackes und Drive, aber die Songs auf der Platte leben nun doch eher von ihrer geschmeidigen Differenziertheit.

Und mehr oder weniger ging das bei „Buddy“, „The Turnpike Down“ und „Bit Part“ so weiter. Songs, die eigentlich eher an die Smiths oder sogar die Go-Betweens erinnern, verlieren an diesem Abend jeglichen Charme. Man wurde das Gefühl einfach nicht los, Evan Dando möchte so schnell wie möglich mit dieser halben Stunde fertig werden (länger ist das Album ja ohne „Mrs. Robinson“ auch nicht). Doch auf diese Art und Weise kommt weder eine Feier, noch eine Würdigung des Albums zustande. Und das ist wirklich superschade, diese markante Lustlosigkeit haben die wunderbaren Songs von „It’s A Shame About Ray“ nicht verdient. Nach 30 Minuten verabschiedet sich Dando, kommt für ein paar akustische Stücke zurück, die zwar das Gemüt ein wenig beruhigen, aber Dando wirkt auch hier immer noch sehr gehetzt. Das Finale bestreitet Dando dann wieder mit Schlagzeug- und Bassunterstützung. Mithin ein brachiales Ende des gut 60-minütigen Konzertes, bei den letzten drei vier Songs werden die Instrumente eher malträtiert als gespielt. Die Chance, einem großartigen Album die dementsprechende Ehre zu geben hat Evan Dando leider vertan.

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