Fred Vargas: Die Nacht des Zorns

Französische Krimi-Magie

von Gérard Otremba

Jean-Baptiste Adamsberg ist ein gar verwunderlicher Kauz. In einem Dorf der Pyrenäen aufgewachsen, spielte die bürgerliche Bildung nie eine wirkliche Rolle in seinem Leben. Aber auf seinen Instinkt, seine Intuition und sein verschrobenes, jedoch langsames Denken kann sich der Pariser Kommissar verlassen. Und das ist auch nötig, denn merken kann sich Kommissar Adamsberg nämlich auch nichts. In seinem neuen Fall wird dann bei ihm aus dem „Wütenden Heer“ schnell schon mal die „Verwegene Armee“. Erstaunlich genug, dass er sich überhaupt Kommissar nennen darf und durch seine Fälle in ganz Frankreich Berühmtheit erlangte. „Die Nacht des Zorns“ ist der siebte Fall in der Adamsberg-Reihe der französischen Autorin Fred Vargas. Im wirklichen Leben heißt sie Frédérique Adouin-Routeau und ist ihre Zeichens Historikerin. Und wie üblich konfrontiert sie ihren Kommissar Adamsberg mit Mythen, die diesmal bis ins tiefste Mittelalter reichen. In einem kleinen Kaff in der Normandie „sieht“ Lina Vendermot das „wütende Heer“, ein Todesfälle ankündigender Geisterzug, aus dessen Mitte sie vier potentielle Opfer erkennt, drei davon namentlich. Als die erste Person spurlos verschwindet und Adamsberg von Linas Mutter informiert wird, reist der Kommissar in die Normandie. Unterstützung findet Adamsberg wie üblich in seinem Inspektor Adrien Danglard, der intellektuelle Gegenpart zu Adamsberg und Louis Veyrenc de Bilhc, ein wandelnder Dichter, aus einem benachbarten Pyrenäen-Dorf stammend, während sich Violette Retancourt, die „Mutter“ der Brigade Criminelle, zunächst ausschließlich um einen Parallelfall in Paris kümmert. Es entwickelt sich ein typsicher Fred Vargas-Krimi, mystisch und mysteriös. Die zunehmende Beliebtheit der Fred Vargas-Krimis verwundert nicht. Neben den präzisen und starken von ihr in Szene gesetzten Charakteren, heben sich ihre Kriminalromane durch eine faszinierende Magie hervor. Lassen Sie sich verzaubern.

 Fred Vargas: Die Nacht des Zorns, Aufbau-Verlag, ISBN: 978-3-351-03380-4, 22,99 €

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