tindersticks: The Something Rain

Neue, glorreiche tindersticks-Platte

von Gérard Otremba

„The Something Rain“ ist das neunte Studioalbum der britischen Formation tindersticks und es vereint die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft dieser Band. Man hat das Gefühl, nach 20 Jahren Bandhistorie schließt sich der Kreis.

Die tindersticks-Frühphase

Es war ein großes Versprechen, das erste tindersticks-Album im Jahre 1993. Es war Liebreiz und Drama, es war Romeo & Julia und Hamlet, es war die popmusikalische Antwort auf Shakespeare. Eine nicht enden wollende Düsternis lag im tindersticks-Sound, die perfekte Music Noir, mit Streichern und Bläsern veredelt, dazu dieser unnachahmliche Nuschelgesang von Stuart A. Staples. Und wer „City Sickness“, „Patchwork“ und „Marbles“ auf seinem Debut-Album hintereinander weg plaziert, der hat schon gewonnen. Die zweite Scheibe dann zwei Jahre später, die Gefahren der Nacht noch deutlicherer austariert, Streicher und Bläser liefern sich teilweise einen bizarren Kampf um die Vorherrschaft, schräg und losgelöst, nur damit anschließend die Schönheit von „A Night In“, „Tiny Tears“, „No More Affairs“ und „Travelling Light“, dem traumhaften Duett mit Carla Torgerson von den Walkabouts, im noch helleren Glanz erstrahlt.

Der tindersticks-Neubeginn

„Curtains“, die dritte Platte von 1997 konnte die Spannung im Großen und Ganzen halten, die nachfolgenden „Simple Pleasure“ und „Can Our Love…“ nicht mehr wirklich. Es waren tindersticks-Alben, aber die Magie kam den Briten abhanden. Formverbessert zeigten sie sich auf „Waiting For The Moon“, nichtsdestotrotz veröffentlichte Staples danach zwei Soloplatten und von der Urbesetzung blieb außer Staples nur noch David Boulter übrig, als es mit neuen Musikern 2008 mit „The Hungry Saw“ weiterging. Mit „Falling Down A Mountain“ war die Band fast schon wieder auf dem früheren musikalischen Level angekommen, den sie mit dem nun vorliegenden Album „The Something Rain“ endgültig wieder erreicht hat.

Bedrohliche Gitarren, dämonische Percussion und wilde Mixturen

Die großen tindersticks-Topoi sind wieder vereint. Die von David Boulter erzählte Geschichte in „Chocolate“, bedrohliche Gitarrenklänge und dämonische Percussion bei „Show Me Everything“. Ein erster Trancezustand. Die von Staples und Backgroundsängerin Gina Forster gesungene Titelzeile von „This Fire Of Autumn“ hat mehr Soul als alle Rihannas dieser Welt zusammen. Ein schleichender Liebreiz lauert bei „A Night So still“, während „Slippin‘ Shoes“ tiefste Saxophon-Sehnsucht mit fast schon Bossa-Nova-artigen Rhythmen zusammenführt. „Medicine“ wird von einem klagenden Cello getragen und „Frozen“ von Drums und Bass angetrieben, während alle anderen Instrumente, von Keyboard bis Saxophon, eine wilde Mixtur eingehen, die die Pforten der Wahrnehmung öffnen und verschwimmen lassen. Wieder in Trance.

Und zum Schluss die tindersticks-Romantik

Und „Come Inside“ lebt natürlich von der großen tindersticks-Romantik. Dieses edle und smoothige Saxophon am Ende des Songs erweicht nun wirklich jedes Herz. Zum Ausklang „Goodbye Joe“, eine nachwehende instrumentale Petitesse. Tindersticks-Musik wie sie besser nicht sein könnte. Die schlaflosen Nächte können kommen.

„The Something Rain“ von tindersticks ist am 17.2.2012 bei cityslang / Universal erschienen.

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