Arne Dahl: Opferzahl

Der neunte Band der A-Gruppe

von Gérard Otremba

Unter dem Pseudonym Arne Dahl veröffentlicht der schwedische Romancier Jan Arnald seit Ende der 90er sensationelle Kriminalromane um die Stockholmer Sonderermittler der A-Gruppe. Dies ist die einfach zu merkende Abkürzung für den doch recht sperrigen Titel „Sondereinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der Reichskriminalpolizei“. Alter Schwede!

Jan Arnald, sein Pseudonym Arne Dahl, und die Krimis über die A-Gruppe

Der promovierte Literaturwissenschaftler Jan Arnald ist unter anderem Herausgeber einer Literaturzeitschrift der Schwedischen Akademie, die alljährlich den Nobelpreis vergibt. Mit „Maria und Artur“ schrieb Arnald einen Roman über das schwedische Literatenpaar Maria Wine und Artur Lundkvist, seinen Bekanntheitsgrad jedoch erlangte der 1963 geborene Arnald als Arne Dahl und seinen Krimis um die Inspektoren Paul Hjelm und Kerstin Holm. Mit „Opferzahl“ liegt nun der 9. Fall der A-Gruppe vor, ein erneutes Highlight der Reihe, im Original zwar bereits 2006 veröffentlicht, hat „Opferzahl“ jedoch nichts von seiner politischen Aktualität und Brisanz eingebüßt.

Ein Attentat auf die Stockholmer U-Bahn und seine Folgen

Arne Dahl spielt mit dem Worst-Case-Szenario: Ein nächtliches Attentat auf die Stockholmer U-Bahn, bei dem 10 Menschen den Tod finden. In Windeseile treffen sich die Chefs aller polizeilichen Behörden, sogar Jan-Olof Hultin, der längst pensionierte Ex-Chef der A-Gruppe, wird aus dem Ruhestand geholt und die verantwortliche Koordination der Ermittlungen in seine Hände gelegt. Schnell scheinen die Täter gefunden, schließlich bekennt sich eine geheime islamistische Vereinigung, die „Heiligen Reiter von Siffin“ telephonisch zur Tat. Zu dumm, dass einzelne, vermeintliche Mitglieder dieser Vereinigung plötzlich nach und nach ermordet werden. Viel Arbeit für die Mitglieder der A-Gruppe bis zum großen Showdown in Berlin.

Arne Dahl schreibt die besten Schweden-Krimis seit Sjöwall/Wahlöö

Diese Arbeit besteht zu großen Teilen aus mühsamer Polizeirecherche. Doch verwebt Arne Dahl eben diese polizeilichen Grundlagentechniken mit den Charakterstudien seiner Protagonisten aufs Allerfeinste. Und seine sympathischen Ermittler der A-Gruppe lohnen den genauen Blick auf jeden Fall. Ob nun die kluge Leiterin Kerstin Holm, die stattliche Erscheinung Gunnar Nyberg, der Schweden-Finne Arto Söderstedt und sein grübelnder Partner Viggo Norlander, der bekennende Schwule Jon Anderson, der impulsive Jorge Chavez, seine Frau Sara Svenhagen und deren Polizeipartnerin Lena Lindberg. Hinzu gesellt sich noch der intellektuelle Paul Hjelm, mittlerweile zwar bei den internen Ermittlungen zugegen, aber im aktuellen Fall involviert. Es sind unterschiedlichste Charaktere, die paarweise und letztendlich als Gruppe zusammenarbeiten, in ihren Handlungen geleitet von einem gegenseitigen und zusammenschweißenden Vertrauen. Arne Dahl schreibt die schwedischsten Krimis seit den legendären „Kommissar Beck“-Erfinder Maj Sjöwall und Per Wahlöö. Seine bisher neun erschienenen Bände weisen alle ein hohes literarisches Spannungsniveau auf, wobei „Tiefer Schmerz“, „Rosenrot“, „Dunkelziffer“ und eben „Opferzahl“ die Reihe veredeln. An Arne Dahl kommen Krimi-Enthusiasten einfach nicht vorbei.

Arne Dahl – Opferzahl, Kriminalroman, 448 Seiten, Gebunden € 19.95

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