Bob Dylan und Mark Knopfler live in Hamburg

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Zwei Weltstars in Hamburg

von Gérard Otremba

Manch einer wird sich über die Kombination Bob Dylan und Mark Knopfler gewundert haben, doch so abwegig ist diese Doppel-Headliner-Tour nun auch wieder nicht. Schließlich spielte Mark Knopfler bereits 1979 auf Dylans „Slow Train Coming“-Album Gitarre und später auch auf „Infidels“, das er dann auch gleich produzierte.

Hamburg erlebt einen souveränen Mark Knopfler mit Irish Folk und viel Blues

Und trotzdem könnte die musikalische Aufarbeitung ihres Oeuvres unterschiedlicher kaum sein. Der Ex-Dire Straits-Frontmann Knopfler spielt an diesem Abend ein abgeklärtes, souveränes und routiniertes Konzert und erfüllt letztlich jegliche Erwartungshaltung seiner Fans. Mit sieben Musikern, ausgestattet mit Schlagzeug, Bass, Flöten, Mandolinen und akustischen Gitarren, fährt Mark Knopfler ordentlich auf und doch steht natürlich sein unverwechselbares, glasklares und melodiöses Gitarrenspiel im Vordergrund. Egal, ob Mark Knopfler und seine Musiker irisch angehauchten Folk erklingen lassen („Haul Away“), oder sich dem Blues hingeben („Marbletown“), das Wiedererkennungszeichen bleibt Knopflers Gitarre. Und natürlich sein nuschelnder Gesangsstil. Leider gerät der Sound etwas basslastig, was den positiven Eindruck seines Auftritts schmälert. Am eindrucksvollsten erklingt „Song For Sonny Liston“. Knopfler spielt eine B.B. King inspirierte Bluesgitarre, begleitet lediglich vom Kontrabassisten und Schlagzeuger. „Brothers in Arms“, neben „Sultans Of Swing“ wahrscheinlich der Dire Straits-Wiedererkennungshit schlechthin, gerät leicht verhuscht, während „So Far Away“ als Abschluss-Song überzeugt.

Bob Dylan bietet sowohl famose, als auch gewöhnungsbedürftige Versionen seiner Klassiker

Bob Dylan hingegen wird immer mehr zur coolen (Rampen-)Sau. Ihn hat noch nie die Erwartungshaltung seines Publikums sonderlich interessiert und so tourt er nun seit einer gefühlten halben Ewigkeit fast permanent durch die Lande und spielt seine Lieder gerade so, wie es ihm gefällt. Und genau das macht dann den Charme eines Auftrittes wie dem in Hamburg aus. Seine Version von „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ beispielsweise pendelt sich irgendwo zwischen Walzer und Free-Jazz ein und ist selbstverständlich mehr als gewöhnungsbedürftig, keine Frage. Aber eine grandiose Dekonstruktion des Plattenoriginals allemal. Demgegenüber steht diese irre, sinistere und dämonische Interpretation von „Ballad Of A Thin Man“. Auf bessere Art und Weise kann Bob Dylan diesen 46 Jahre alten Titel nicht mehr zum Leben erwecken. Ganz famos auch „Forgetful Heart“, das von Dylan als schmerzhafte Bluesballade geboten wird. Hier schnurrt er wie eine Katze und zeigt, dass er sehr wohl singen kann, wenn er nur will und wenn es nur passt.

Ein Texte bellender Bob Dylan mit Rock und noch mehr Roll

Denn meistens allerdings bellt Bob Dylan seine Texte ins Mikro hinein, ob beim Opener „Leopard-Skin Pill-Box Hat“ oder bei „Man In A Long Black Coat“. Abgefuckten Rock’n’Roll präsentiert er mit „The Leeve’s Gonna Break“, mit der Betonung auf Roll. Für „Things Have Changed“ schlüpft Dylan in eine selbstironische Crooner-Pose, die linke Hand mal locker in der Hosentasche versteckend. Eingefleischte Dylan-Anhänger werden sich über das in unseren Breitengraden selten gespielte „Boots Of Spanish Leather“ gefreut haben, „Not Dark Yet“ gibt es dagegen schon öfter mal zu hören. Bei „Rollin‘ And Tumblin‘“, „Thunder On The Mountain“ und noch mehr bei „Highway 61 Revisited“ darf seine Begleitband um Tony Garnier am Bass, George Recile am Schlagzeug, Charlie Sexton und Stu Kimball an den Gitarren sowie Donnie Herron an Steel Guitar, Mandoline und Geige endlich richtig rocken. Im Vergleich zum Sommer-Konzert im Hamburger Stadtpark wählt Bob Dylan diesmal die Kurzfassung von „All Along The Watchtower“ und beendet sein 90-minütiges Set mit einem souveränen „Like A Rolling Stone“. Bob Dylan ist und bleibt ein Kauz, aber ein liebenswürdiger.

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