Ryan Adams: Ashes & Fire

Intime neue Ryan Adams-Songs

von Gérard Otremba

Das Warten hat ein Ende. Nach drei langen Jahren meldet sich der amerikanische Songwriter Ryan Adams mit „Ashes & Fire“ zurück. Man hat ihn wahrlich vermisst, den nun fast 37-jährigen Musiker aus Jacksonville, North Carolina. Nachdem er bereits in den 90ern mit seiner damaligen Band Whiskeytown ganz famose Alternative-Country-Platten herausbrachte, gab es dann im Jahre 2000 seinen ersten Solo-Ritt mit Heartbraker. Und was war das für eine Offenbarung. Endlich gab es wieder einen Singer/Songwriter, der Hirn und Herz in Einklang brachte, der barmte, greinte, weinte, lachte und mithin geniale Songs schrieb. „To Be Young“, „Oh My Sweet Carolina“ und „Come Pick Me Up“ seien an dieser Stelle als leuchtende Beispiele erwähnt. Eine wahre Herzensbrecher-Platte.

Ryan Adams und seine überbordende Kreativität

In den nächsten Jahren folgte ein wahnsinniger kreativer Output. Kein Jahr verging ohne ein Ryan Adams-Album. Bei Gold war der Titel erneut Programm und nicht nur das Cover eine Hommage an Bruce Springsteen. Ryan Adams schenkte uns 70 Minuten großartige „Boss“-Musik, von „New York, New York“ und „Firecracker“ über „Somehow, Someday“ und „Sylvia Plath“ bis hin zu „Harder Now That It’s Over“. Man staunte nicht schlecht über Dichte, Vielfalt und Qualität der Songs. Auch „Demolition“ warf mit „Nuclear“, „Hallelujah“, „Cry On Demand“ sowie „She Wants To Play Hearts“ einige virtuose Stücke ab. Ryan Adams kam einfach nicht zu Ruhe. 2003 dann gleich drei Platten in einem Jahr. Während Rock n Roll eher durchwachsen ausfiel, zeigte sich Adams bei Love Is Hell Pt.1 und Love Is Hell Pt.2 wieder auf der Höhe seines musikalischen Vermögens.

Ryan Adams und die Zeit mit den Cardinals

Die Kreativitätsphase hielt an. 2005 gab es wieder drei Alben zu bestaunen. 29 geriet für Adams-Verhältnisse eher medioker und zerrissen. Doch es folgte die wunderbare Zeit mit den Cardinals. Und gleich die Doppel-CD Cold Roses haute einen um. Längst ein kleiner Klassiker im Alternative Country oder Folk-Rock oder welche Schublade man auch immer dafür öffnen möchte. Songs wie „Magnolia Mountain“, „Sweet Illusions“, oder „Rosebud“ stehen über solchen Genre-Klassifizierungen und sind einfach aus dem Ärmel geschüttelte Geniestreiche. Und ein Romantiker war Adams halt schon immer. Mit „Jacksonville City Nights“, „Easy Tiger“, „Cardinology“ und der Outtake-Sammlung III/IV legte er noch vier bodenständige und immer wieder gern gehörte Alben mit den Cardinals hin – bis ihn die Kräfte dann doch verließen und eine Ohrenkrankheit sein vorläufiges Aus beschleunigte.

Überaus intime Songs präsentiert Ryan Adams auf seiner neuen Platte „Ashes & Fire“

Nun also ein Art Comeback mit Ashes & Fire. Im Vergleich zu Ashes & Fire waren die Cardinals-Platten ein Ausbund an Rock’n’Roll-Fröhlichkeit. Ryan Adams reduziert die musikalischen Stilmittel auf die geringstmögliche Variante. Es ist die wahrscheinlich intimste Platte seiner Karriere, die uns Adams hier präsentiert. Die akustische Gitarre bildet das Fundament, hier und da jault sich eine Steel Pedal in den Vordergrund, sanfte Streicher und Pianos sind zu vernehmen, das Schlagzeug hält sich dezent in Hintergrund, das Tempo der Songs gezielt verschleppt. Es ist viel von gebrochenen Herzen und Sehnsüchten die Rede. Adams weiß, dass zur Romantik auch der Schmerz gehört. Und doch sind Songs wie „Dirty Rain“, „Come Home“, „Do I Wait“, „Save Ne“, „Kidness“ oder „I Love You But I Don’t Know What To Say“ wahre Tröster in der Not und auch in guten Zeiten einfach wunderschöne Lieder. Ein Glück, daß er wieder da ist, denn es tut so gut, Ryan Adams mit neuen Songs wieder an seiner Seite zu wissen.

„Ashes & Fire“ von Ryan Adams ist am 7.10.2011 bei Sony erschienen.

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