Superpunk live im Hamburger Knust 2010

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Kein Punk, aber viel Rock’n’Roll- und Beatmusik boten Superpunk beim Konzert am Dienstag, 28.12.2010, im Hamburger Knust

von Gérard Otremba

Für Uneingeweihte ist der Bandname Superpunk sehr irreführend. Super Punkmusik im Stile der Sex Pistols bekommt man von der Hamburger Band nicht wirklich zu hören. Vielmehr sind ihre musikalischen Wuzeln in den 50er- und 60er Jahren zu suchen, im Rock’n’Roll und Beat der damaligen Zeit.

Beat- und Rock’n’Roll-Tanzmusik mit deutschen Texten

Im Prinzip ist Superpunk eine herzerfrischende Tanzcombo mit zumeist witzigen deutschen Texten, die Spaß und gute Laune verbreitet. Fünf Studioplatten und ein Live-Album haben die Herren Carsten Friedrichs (Gitarre, Gesang), Lars Bulnheim (Gitarre), Tim Jürgens (Bass, Gesang), Thies Mynther (Tasteninstrument) und Thorsten Wagner (Schlagzeug) seit 1999 auf den Markt gebracht, der große Durchbruch à la Blumfeld oder Tocotronic blieb Superpunk merkwürdigerweise verwehrt. Vielleicht liegt es auch an der spielerischen Unbeschwertheit, die sich die Musiker im Lauf der Zeit bewahrten, und diese bei ihrem Heimspielkonzert im Hamburger Knust demonstrierten. Irgendwie klingen sie immer noch wie eine mittlerweile älter gewordene Schüler- oder Studentenband, die ihrem Hobby nachgeht.

Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen

Dabei haben die Superpunks nicht nur lustige Songtitel in petto, wie „Neue Zähne für meinen Bruder und mich“, sondern durchaus auch Hitpotential. Denn „Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen“, immer noch ein absolutes Highlight auf den Superpunkkonzerten, da bewegte sich im Knust nun wirklich auch der letzte Tanzmuffel, ist eine allerfeinste, hymnische Northern Soul-Nummer. Madness wäre stolz auf diesen Song. Geht sofort ins Ohr und ins Blut, der Text ist schnell gelernt und schon singt man den ganzen Tag seine persönliche Hymne. Wäre eigentlich massenkompatibel, allerdings ist dieser Ohrwurm nun auch schon wieder neun Jahre alt, ein echter Chartbreaker wird das wohl nicht mehr, schade eigentlich.

Von „Ford Escort“ bis „Das Feuerwerk ist vorbei“

Zu Beginn des Konzertes im Knust standen Songs der letzten beiden Alben, „Die Seele des Menschen unter Superpunk“ (2010) sowie „Why Not?!“ (2007) im Mittelpunkt. „Ford Escort“ zum Einspielen, „Carsten ist mein Name“ zum Tanzen, „Ich bin nicht so wie jeder andere auch“ als Warnung und „Hamburg ist der Platz für dich“ als Hommage an die schönste Stadt Deutschlands. Mit „Ein bisschen Seele“ der erste Song der 2004 erschienenen „Einmal Superpunk, bitte!“-CD und mit dem anschließenden „Matula, hau mich raus“ der Klassiker der ersten Platte „A bisserl was geht immer“ von 1999. Punk’n’Roll für den Pogo in uns. „Alle lieben dich, Daniela“ zeigt dann auch mal die zarte und romantische Seite von Superpunk, „Partys in München“, „Ja, ich bereue alles“ und „Das waren Mods“ laden wieder zum Schwofen ein. Neben dem „Ehrlichen Mann“ und den „Neuen Zähnen“ ragen aus dem im Knust gespielten Repertoire noch „Tu einfach dein Bestes und mach dir keine Sorgen“, „Allein in eisigen Tiefen“ (mit einem „La Bamba“-Gitarrenmotiv) und „Ich bin kein Ignorant, ich bin kein Idiot“ heraus. Letzteres erinnert sowohl in der Stimmenphrasierung als auch in der musikalischen Umsetzung an den Agit-Pop von Rio Reisers Ton, Steine Scherben. Und bei „Das Feuerwerk ist vorbei“ wirken die Superpunks fast schon distinguiert.

Es gibt nur ein leben, deshalb weigere ich mich aufzugeben

Vielleicht liegt aber der mangelnde kommerzielle Durchbruch auch am Arbeitsethos der Band. Denn laut Bassist Tim Jürgens soll Gitarrist Jens Bulnheim einmal behauptet haben: „Das Gute an Superpunk ist, dass es nicht in Arbeit ausartet“. Muss es ja nicht. Aber Superpunk wissen auch: „Es gibt nur ein Leben, deshalb weigere ich mich aufzugeben“. Eben. Weiter so, Superpunk.

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