Freelance Whales: Weathervanes

von Gérard Otremba

Ein erstaunlich ideenreiches und zum Verlieben schönes Album hat die aus New York stammende Combo Freelance Whales mit ihrem Erstling „Weathervanes“ vorgelegt. Alle Freunde der Fleet Foxes, von Fanfarlo, Mumford & Sons und Arcade Fire werden diese Platte sicherlich sofort in ihr Herz schließen. Jedoch wirken die Freelance Whales noch wesentlich kindlicher und verspielter in ihrer Art des Musizierens.

Folk-Pop mit Banjo, Mandoline, Glockenspiel und Harmonium

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Ja, sie wollen nur spielen. Und das macht sich schon bei der Auswahl der Musikinstrumente bemerkbar. Neben den üblichen Verdächtigen Gitarre (in E- und Akustikform), Bass, Synthesizer und Schlagzeug, das zumeist nur sehr spartanisch eingesetzt wird, lassen es sich die Mitglieder von Freelance Whales nicht nehmen, mit Instrumenten wie dem Glockenspiel, dem Banjo, der Mandoline und dem Harmonium die Herzen der Hörer zu erobern. Und jeder macht mit. Komponist und Leadsänger Judah Dadone und seine Mitstreiter Doris Cellar, Kevin Read und Chuck Criss wechseln sich brav an den erwähnten Instrumenten ab, lediglich Jake Hyman bleibt bei seinem Schlagzeug, steuert aber seinen Beitrag zu den Harmoniegesängen bei, ein weiteres markantes Merkmal der Musik von Freelance Whales.

Melancholischer Pop zwischen Belle and Sebastian und Simon & Garfunkel

So spielen sie denn auch gleich mit „Generator 1st Floor“ los. Aus einem Synthie-Klangteppich erhebt sich ein Banjo, das Glockenspiel setzt ein, die Chöre erklingen und schon taucht der Hörer ab in die wunderbare und geheimnisvolle Welt der Freelance Whales. Judah Dadone erzählt die Geschichte eines just in der Pubertät angekommenen Jungen, der sich in den weiblichen im Haus spukenden Geist verliebt. Dementsprechend klingen seine Songs auch immer schwer verträumt, melancholisch und hippiesk. Bei „Location“ beispielsweise haucht er den Text in bester Stuart Murdoch-Manier, auch der Synthesizer-Sound, das Schlagzeug und die Chöre glänzen wie zu schönsten Belle and Sebastian-Zeiten. Aus dem Synthesizer fiept und rumort es wie weiland bei den Stars während ihrer „Set Yourself On Fire“-Zeiten. Hier rumpelt und poltert es an allen Fronten, der Rhythmus wird definitiv geschüttelt und nicht gerührt. „Broken Horse“ ist legitime Fortsetzung von Simon & Garfunkles „Scarborough Fair“ mit anderen Mitteln. Neben dem nun sattsam bekannten Instrumentarium erklingt hier auch noch Vogelgezwitscher, ein überaus rührendes, sphärisches und trauriges Stück.

Entzückende Harmoniegesänge veredeln ein durchweg gelungenes Debüt-Album

„Ghosting“ entzückt einmal mehr durch die großartigen Harmoniegesänge, der Song fließt dahin wie ein ruhiger Strom. Bei „We Could Be Friends“ scheint die Zeit endgültig stehen geblieben zu sein, bevor sich dann doch noch Drums und Gitarre mächtig erheben und für Freelance Whales-Verhältnisse einen Hauch von feierlichen Bombast ins Spiel bringen. An vorletzter Stelle plaziert ist „Generator 2nd Floor“, der Ohrwurm und mithin schönste Song der CD. Hier kulminieren die Banjos, Glockenspiele, Harmoniegesänge und Bassdrums in überragender Symbiose. An popmusikalischer Schönheit kaum zu überbieten. Ein nahezu perfektes Debüt-Album mit diversen tollen Einfällen.

„Wheathervanes“ von Freelance Whales ist bei Frenchkiss Records/Sonymusic erschienen.

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