15 Jahre Tapete Records – Das Geburtstagsfestival im Hamburger Knust

 

Herzlichen Glückwunsch an Tapete Records

Tapete Records feiert sein 15-jähriges Bestehen. Das im Jahre 2002 von Gunther Buskies und Dirk Darmstaedter gegründete Hamburger Kultlabel lud aus diesem Anlass zu einem abendlichen Geburtstagsfestival ein, das am 10.11.2017 im ausverkauften Knust stattfand. Mit Albumveröffentlichungen von Künstlern wie Robert Forster, Lloyd Cole, Fehlfarben, Superpunk, Die Höchste Eisenbahn, Niels Frevert, Erdmöbel und Die Zimmermänner hat sich Tapete Records einen exzellenten Ruf als Indie-Label mit Chart-Alben erworben. Aber auch viele entdeckungswürdige Künstler und Bands wie Desiree Klaeukens, Marcel Gein, Ove oder die Augsburger Rookie-Band Zimt, die vor wenigen Monaten mit Glückstiraden ein ganz fabelhaftes deutschsprachiges Indie-Pop-Album herausbrachte, werden gesignt.

Darüber hinaus verzückt Tapete Records immer wieder mit atemberaubenden Samplern wie Falscher Ort Falsche Zeit oder einer längst fälligen Würdigung der Band Jetzt!. Mit dem Sublabel Bureau B haben die Tapete-Macher noch eine Nische im Electro- und Krautrock-Genre gefunden. Zahlreiche Weggefährten der letzten 15 Jahre fanden sich zum Jubiläumskonzert im Hamburger Knust ein, das die Genrevielfalt von Tapete Records aufzeigte. Auf der Hauptbühne und im Bar-Raum wechselten sich insgesamt neun Acts ab. Los ging es im Saal mit dem jungen Berliner Trio Jaguwar, das am 12.01.2018 mit Ringthing sein Plattendebüt bei Tapete geben wird. Jaguwars Mix aus Noise-Pop, Shoegaze und Indie-Rock ist mal brachial, mal melodieverliebt, aber immer wendungsreich. Live schon mal ein Genuß.

Für die erkrankte Desiree Klaeukens mußten mit Bernd Begemann, der wie üblich charmant und witzig als Moderator durch das Programm führte, und Ben Schadow zwei alte Hamburger Haudegen einspringen, die ein überaus launiges und sehr schön improvisiertes Gastspiel auf der kleinen Bühne in der Bar gaben. Der schwedische Songwriter Christian Kjellvander, der bereits im Vorprogram von Leonard Cohen und Kris Kristofferson auftrat,  spielte sich anschließend durch ein Set voller Americana-Noir-Stücke, bevor die Hamburger Band Ove ihr Heimspiel  sichtlich Spaß bereitete. Der Formation um Frontmann Ove Thomsen fliegen die Herzen ob ihres liebenswürdigen Indie-Folk-Rock mit melancholisch-humoristischen Texten  sowieso zu, in Hamburg erst recht. Ein starker halbstündiger Gig und alle, die Ove immer noch nicht kennen, sollten dieses Versäumnis schnellstens nachholen.

Wesentlich krawalliger und lauter wurde es anschließend mit der bayrischen Gruppe Heim, die ihren Alternative-Rock zwar mit allen Finessen darbot, aber ihr Set von grenzenloser Spiellaune übermannt zeitlich überzog, während auf der Bar-Bühne bereits die Herren von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen auf ihr Konzert mit Andreas Dorau warteten. Hamburger Urgesteine unter sich, das passte und die Songs von Doraus neuem Album Die Liebe und der Ärger der Anderen gehören mit zu den besten seiner Karriere. Eine musikalische Begegnung der besonderen Art. Für das Konzert von Tele rückte der jüngere Teil des Publikums in der vorderen Reihen der Saal-Bühne. Dass die Band von Francesco Wilking, der in jüngster Vergangenheit mit Die Höchste Eisenbahn Bekanntheit erlangte, nur noch selten auftritt, schadete dem Spielverständnis keinesfalls. „Die Rückkehr der Pop-Legende“, wie Bernd Begemann Tele ankündigte, geriet zum Triumph.

Als vorletzter Act der Tapete Records-Gala trat Timo Blunck, vor vielen Jahren bei Palais Schaumburg aktiv, danach mit der Formation Die Zimmermännern unterwegs, mit seiner Begleitband auf, dessen neues Album Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern? Für den März 2018 bei Tapete geplant ist. Der Appetizer-Gig im Knust versprach schon mal viel Gutes. Zu vorgerückter Stunde zelebrierten dann noch die unverwüstlichen Fehlfarben ihr Opus Magnum Monarchie und Alltag. Die Songs eines der besten und wichtigsten Alben deutschsprachiger Popkultur wie „Grauschleier“, „Militürk“, „Ein Jahr (es geht voran)“, „Das war vor Jahren“ und natürlich „Paul ist tot“ zündeten durch die famos spielende Band um den präsenten Sänger Peter Hein auch nach 37 Jahren. Und brachten für eine Stunde die Jugend zurück. Herzlichen Glückwunsch Tapete Records, auf die nächsten 15 Jahre.

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