Lilly Among Clouds: Aerial Perspective – Album Review

 

Die Würzburger Songwriterin mit der großen Stimme und klasse Songs

Ganz an den Schluss ihres Debütalbums Aerial Perspective setzt Lilly Brüchner, alias Lilly Among Clouds, „Blood & History“, den Song, mit dem ihre Karriere bei Sounds & Books vor knapp zwei Jahren mit einem Song des Tages begann. Die überwältigende Pianoballade mit Brüchners mächtiger, betörender wie berührender Stimme war eine der Neu-Entdeckungen des Jahres 2015, drei weitere Songs des Tages waren der verdiente Lohn, Auftritte auf dem Reeperbahnfestival, bei den Knust-Acoustics sowie bei der HAM.LIT verhärteten den Eindruck, mit Lilly Among Clouds wachse eine außergewöhnliche Persönlichkeit in der Poplandschaft Deutschlands heran.

Alle Vorschusslorbeeren waren gerechtfertigt, Lilly Among Clouds erfüllt mit Aerial Perspective alle in sie gehegten Hoffnungen. Die aus Würzburg stammende Lilly Brüchner ist nicht auf das Stigma „eine neue Frau am Piano“ zu reduzieren, sie ist keine ausschließliche neue Tori Amos, obwohl Spurenelemente natürlich vorhanden sind. Vielmehr gibt sie sich einem Pop hin, der durchaus opulente Ausmaße annehmen kann, wie man ihn beispielsweise von Florence + The Machine kennt. Das von einem Club-Beat unterfütterte Stück „Listen To Your Mama“ ist das beste Beispiel, Breitwandpop für die Großleinwand.

Sounds & Books_Lilly_Among_Clouds_Aerial_Perspective_Album_CoverAuch „Keep“ hat dieses sich öffnende Credo verinnerlicht, die Melodie und Brüchners Stimme möchten die Welt umarmen. Und selbst hier schmilzt man dahin. Durch Mark und Bein geht der auf Piano, Cello und sanfte Streicher basierende, schwermütige Opener „Everyone Else“, wenn Lilly Brüchner die harte Lebenslektion des Verlassenwerdens in einen für eine Anfang-20-Jährige beeindruckenden Text packt. Also Vorsicht, Lilly Among Clouds kann Herzen brechen. Ähnliches Thema, indes im hymnisch-himmlischen Pop gekleidet dann bei „The Only One“, schillernd, catchy und umwerfend. Ein perfekter 3:30-Minuten-Popsong, von dem andere nur träumen können. Zwischen Verzweiflung und Hoffnung changiert der Indie-Gospel-Soul von „Awake“, zwischen Ruhe und Drama der balladeske Indie-Folk von „Like A Bombshell“.

Auf Aerial Perspective geht so ziemlich jeder Song unter die Haut, auch der verträumt-anmutige Pop von „Your Hands Are Like Home“, oder das schleichende, am Ende offensive „Long Distance Relationship“. An beste Kate Bush-Zeiten erinnert „Mother Mother“, während sich “Remember Me“ inbrünstig, ausgelassen und üppig feiert. Aerial Perspective ist ein bewegendes und rauschhaftes Album geworden, das die Songwriter-Innerlichkeit mit der großen Pop-Geste vereint. Lilly Brüchner scheint sich zwischen den Wolken sehr wohl zu fühlen. Und zaubern kann sie auch noch.

„Aerial Perspective“ von Lilly Among Clouds erscheint am 25.08.2017 bei PIAS.

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