Ghostpoet: Dark Days & Canapés – Album Review

 

Minimalistische Sounds, große Wirkung

Menschen in Schutzanzügen tragen Atemmasken, der Himmel ist getrübt, der Mensch erstickt an seinem Konsum: Das Video zu „Freakshow“, der zweiten Single aus „Dark Days & Canapés“ ist harter Tobak. Und passt damit perfekt zum neuen Sound des 34-jährigen Briten mit nigerianischen Wurzeln. Wie schon auf dem Vorgänger „Shedding Skin“ von 2015 kombiniert Ghostpoet auch auf seinem neuen Album seine Sozialstudien mit minimalistischen, oft rauhen Sounds. Mit dieser Formel fängt er die oft beklemmenden Zustände in urbanen Ballungsräumen authentisch ein. Ghostpoet singt über den Umgang mit Flüchtlingen, die soziale Vereinsamung, den Graben zwischen den Generationen, den Leistungsdruck. Und er baut daraus beeindruckende Tracks.

Ein Paradebeispiel dafür ist „Many Moods At Midnight“, in dem harte Gitarren den Boden bieten für Ghostpoets gewohnt lasziven Sprechgesang. Selbst in ruhigen Songs wie „Trouble + Me“, das Reste von Portisheads „Roads“ in sich trägt, bleibt es bedrohlich. Zum Höhepunkt mausert sich „Blind As A Bat…“ – eine melancholische Sozialutopie mit Streichern und atonalem Fade-Out. Stark ist auch das groovige „Woe Is Meee“, das angenehm jazzy und laid-back ist. „Dark Days & Canapés“ ist die männliche Variante des Tempestschen „Let Them Eat Chaos“. Eine musikalische Abrechnung mit dem modernen Menschen. Weniger kämpferisch als bei Kate, dafür atmosphärisch dichter. Ein weiterer Unterschied: Ghostpoet bleibt Menschenfreund, Optimist und Trostspender. Das wird selbst in den dunklen Songs wie „End Times“, dem Albumcloser, offenbar.

„Dark Days & Canapés“ von Ghostpoet erscheint am 18.08.2017 bei Play It Again Sam / PIAS.

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