James Vincent McMorrow: True Care – Album Review

 

Viertes Studioalbum mit Überraschungsgarantie

James Vincent McMorrow’s Album „We Move“ ist gefühlt erst gestern erschienen, da wirft der Musiker schon sein nächstes Werk auf den Plattenmarkt. Die vierte LP „True Care“ ist vor allem darum eine Überraschungsei, weil niemand im Voraus offiziell von der Veröffentlichung in Kenntnis gesetzt wurde. Nicht ganz unbeabsichtigt ist diese Verwirrung durch McMorrow selbst inszeniert, denn der Musiker will mit diesem unkonventionellen Schritt nachhaltig ein Statement gegen den Kreislauf  der Musikindustrie setzen: „Nimm eine Platte auf. Warte. Veröffentliche eine Platte. Gehe für 18 Monate auf Tour. Mach eine Pause. Ich verstehe diesen Kreislauf wirklich nicht mehr. Ich möchte eine Platte machen, wenn ich es für richtig halte und ich möchte sie veröffentlichen, wenn sie für mich noch genauso frisch ist wie für jeden, der sie dann zum ersten Mal hört“, so der Musiker selbst.

Sounds & Books_JVMM_True_Care_CoverJames Vincent McMorrow ist sicher nicht nur in dieser Herangehensweise als einer der Ausnahmetalente der grünen Insel zu bezeichnen. Unvergessen sind Songs wie „We Don’t Eat“, oder die zartbesaitete Neuinterpretation des Klassikers „Higher Love“ von Steve Winwood als Pianoversion. Seine Stimme hat dabei einen hohen Wiedererkennungswert, auch deswegen, weil er einer der Ersten war, der die Kopfstimme in diesem Genre für sich beanspruchte. Seinen Stil prägten zu Beginn seiner Karriere die klassischen Singer-Songwriter-Elemente, bis McMorrow in den zwei Folgealben nach „Early In The Morning“ (2010) breitgefächerter wurde und mit der im September 2016 erschienen LP „We Move“ dann bereits eher mit einem Stilmix aus Jazz, Hip-Hop und Funk überraschte.

Der gebürtige Dubliner zeigt damit, dass er sich eben nicht gerne in die berühmten Schubladen pressen lässt und  bekräftigt dies mit dem jüngsten Werk „True Care“. Schon die gleichnamige Singleauskopplung erinnert nicht mehr an den Gitarren-Klaviersound der vergangenen Tage. Wer den Künstler bislang nicht kannte, würde die Platte nun eher Kategorien wie Sigur Rós, Múm, When Saints Go Machine oder anderen Experimentalkünstlern norwegischer, dänischer, oder isländischer Gefilde zuordnen. Der Sänger präsentiert sich auf „True Care“ textlich nachdenklich, fein verpackt in Avant-Pop-Arrangements, die den Hörer zum Teil einiges abverlangen.

Es ist ein anspruchsvolles Album und wer die eher folklastigen Kompositionen bevorzugt, wird das Album resigniert, vielleicht sogar pikiert zur Seite legen. Wenn man aber offen ist für Künstler, die sich entwickeln (wollen), wird einem auffallen, dass in dem Album immer noch sehr viel Altbekanntes zu finden ist, das James Vincent McMorrow eigentlich nur mit neuen Elementen kombiniert und so re-interpretiert. Hervorzuheben ist in diesem Kontext dann auch vor allem der Song „Bend Your Knees“. Wer den Iren nun als klassischen Singer-Songwriter in Erinnerung behalten möchte, der wird auch auf „True Care“ überraschend neue Impulse für das Genre finden.

„True Care“ von James Vincent McMorrow ist am 26.5.2017  bei AllPoints Recordings / Believe erschienen.

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