Matt Thorne: Prince – Die Biografie

Erinnerungen an ein Genie

Als Prince Roger Nelson am 21. April 2016 starb, riss die eine gigantische Lücke in die Popwelt. Erst mit seinem Tod wurde vielen die Bedeutung, der Einfluss, die Genialität des kleinen Mannes offenbar. Es muss etwas dran sein, wenn so unterschiedliche Größen wie Bruce Springsteen, Tom Petty, Alicia Keys, Lenny Kravitz, Gene Simmons oder Justin Timberlake den Mann als „Genie“, „Jahrhunderttalent“ oder „Ausnahmekünstler“ preisen. Eric Clapton soll auf die Frage, wie es sich denn anfühle, der beste Gitarrist der Welt zu sein, einmal geantwortet haben: „Keine Ahnung, fragen Sie Prince“. Über das Privatleben von Prince wusste man bisher wenig. Oder anders gesagt: Man wusste schon recht viel, ahnte aber, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein würde. Interviews gab er – gemessen an seinem Status – selten. Auch seine Karriere ist schwer überschaubar.

Unter verschiedenen Namen veröffentlichte er bei verschiedenen Plattenfirmen in manchmal nicht chronologischer Reihenfolge Material. Bei seinen Konzerten verkaufte er zum Teil exklusiv ultrarare Aufnahmen. Die schiere Flut an Veröffentlichungen dürfte selbst Hardcore-Fans überfordern. Selbst stilistisch legte sich Prince nie fest. Der Multiinstrumentalist spielte Funk, R&B, Soul, Jazz, Pop und Rock. Und entwickelte als Produzent zudem einen ganz eigenen Signature Sound. Der Musikkritiker und Autor Matt Thorne, der für seinen Roman „Cherry“ für den Man Booker Prize nominiert war, veröffentlicht nun eine Biografie über Prince, die Licht in so manches Dunkel bringt. Sieben Jahre lang arbeitete er an diesem Buch. Entsprechend üppig und detailreich ist es geworden.

Auf knapp 530 Seiten, unterteilt in chronologisch angeordneten 38 Kapiteln und versehen mit raren Fotos, erzählt Thorne kenntnisreich und in erfrischend lebhafter Sprache den Weg des Außenseiters aus Minneapolis bis in die Geschichtsbücher der Musikgeschichte nach. Besonders gelungen ist dabei, dass er die Stationen im Leben von Prince immer wieder stark koppelt an die Musik, die er zu diesem Zeitpunkt gemacht hat. Dabei wird deutlich, wie sehr Prince in seiner Musik gleichgeschaltet war mit dem Weltgeschehen, mit anderen Musikern – und vor allem mit sich selbst. Mit jeder Anekdote, mit jeder Interpretation seiner Arbeit verdichtet sich so das Bild über eine der schillerndsten Figuren des Show-Business. Nach Lektüre dieser sehr ambitionierten und sehr gelungenen Biografie ist Prince einem näher denn je, bleibt aber dennoch ein Mysterium. Das ist es wohl, was Genies ausmacht.

Matt Thorne: „Prince – Die Biografie“, Edel Rockbuch, aus dem Englischen von Daniela Papenberg, Michael Sailer und Martine Walter, Hardcover, 544 Seiten, 978-3-8419-0523-9, 29,95 €.  

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