Sheryl Crow: Be Myself – Album Review

Sheryl_Crow_credit_Marc Seliger

Zurück zu den musikalischen Wurzeln mit dem besten Album seit zehn Jahren

 

Googelt man Sheryl Crows größte Erfolge, werden einem neben ihren 1990er-Jahre-Hits wie „All I Wanna Do“ und „If It Makes You Happy“ auf den Musikvideoportalen zeitgleich ‪4 Non Blondes‪, Alanis Morissette oder Joan Osborne als weitere Vorschläge angezeigt. Diese Auswahl ist durchaus  naheliegend und erklärt sich aus Crows musikalischen Anfängen. Die Sängerin begann ihre Karriere in einer Dekade, in der Musikerinnen die Liste der Charts anführten und die ein bekannter Streaming-Dienst als die „Frauenpower-Bewegung der 1990er“-Jahre bezeichnet. Jeden, der in dieser Zeit aufgewachsen ist, haben die Ladys aus der sogenannten „Alternative-Nation-Revolution“ irgendwie geprägt. Erfolgreich etabliert und gehalten haben sich nur eine Handvoll der genannten Namen auf dem Musikmarkt.

Sounds & Books_Sheryl Crow_ Be Myself_ CoverSheryl Crow ist einer davon. Sie gehört zum harten Kern dieser Bewegung und hat sich im Business neben den erfolgreichen, männlichen Künstlern der 1990er-Jahre bis heute kontinuierlich weiterentwickelt. Diesen Freitag erscheint nun ihr immerhin neuntes Studioalbum „Be Myself“ und nach vielen Aufs und Abs mit Plattenfirmen, Produzenten und privaten Schicksalsschlägen kehrt sie mit Wucht zurück und dabei nicht weniger erfolgreich als vor 20 Jahren. Es zeichnete sich schon früh ab, dass die heute 55-Jährige kein One-Hit-Wonder bliebe. 1995 erhielt sie bereits in den Kinderschuhen ihrer Musikkarriere die ersten Grammys als Best New Artist, Record of the Year (Single des Jahres: „All I Wanna Do“) und Best Female Pop Vocal Performance. Fünf weitere Grammys, Platin und Gold-Auszeichnungen sollten noch folgen. Ein vielversprechender Start einer bis heute andauernden Musiklaufbahn.

„Be Myself“ spielt mit diesem Rückblick. Im Entstehungsprozess des Werks ging es der Sängerin nach eigenen Aussagen darum, an alte Impulse anzuknüpfen und zusammen mit dem Producer Jeff Trott zu ihren musikalischen Wurzeln zurückzukehren. Sheryl Crow selbst äußert sich in der Presseinformation über das Werk: „To investigate what made my early songs strike people as being authentic and original. So for the first time in my life, I made it a point to sit down and really listen to my old records. I’d drive my kids to school and play the old stuff as I came back home. That helped me remember what it felt like when I was just beginning as an artist. But it wasn’t about repeating myself. It was about revisiting where I came from and seeing where that would take me now.“

„Be Myself“  nun ist aber keinesfalls ein wehmütiger Blick in die Vergangenheit. Das stellt die Sängerin bereits im Vorfeld der Albumveröffentlichung mit der Singleauskopplung „Halfway There“ klar. Rockig, ehrlich und authentisch kommt der Song daher und suggeriert schon die zweite Blickrichtung der LP: Politik, denn das Stück thematisiert die Zeit in den USA vor und nach Donald Trumps Wahlkampf. Crow gelingt es trotz politischen Konsens diese Thematik souverän mit gewohnt, künstlerischen Charme anzugehen. In den elf Liedern des Albums, die immerhin in nur drei Wochen von September bis Oktober 2016 entstanden sind, wechseln sich dann inhaltlich politische mit persönlichen Themen ab. Das Album erinnert dann als Gesamtwerk am Ende tatsächlich etwas an die junge Sheryl Crow: energetisch und dynamisch, eine Frau, die was zu sagen hat und auch wenn man große Ohrwürmer vergangener Tage auf dem Album vergeblich sucht, ist „Be Myself“ dennoch Crows bestes Album seit zehn Jahren.

„Be Myself“ von Sheryl Crow erscheint am 21.04.2017 bei Warner Music (Beitragsbild: Marc Seliger).

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