Grandaddy: Last Place – Album Review

Starkes Grandaddy-Comeback nach zehn Jahren Pause

Das ist doch mal ein Comeback. Nach einer Dekade Pause veröffentlicht die amerikanische Indie-Pop-Rock-Band Grandaddy mit Last Place ein neues Album. Mastermind Jason Lytle fühlte sich vor zehn Jahren ausgebrannt, der Tour-Alltag mit Grandaddy ließ ihn „niedergeschlagen, halbtot und elend“ zurück. Lytle siedelte in die abgeschiedenen Weiten Montanas um, nahm zwei Soloalben auf, ließ sich 2012 zu einer Grandaddy-Reunion-Tour überreden, an der er zur eigenen Überraschung durchaus Gefallen fand. An einen bewussten Entscheidungsmoment, Grandaddy wieder aufleben zu lassen, kann sich Sänger und Songwriter Jason Lytle nicht erinnern, er sei in den Prozess hineingeschlittert, „weil mich die Vorstellung neugierig machte, wie ein neues Grandaddy-Album wohl klingen würde“.

Nun, Last Place kling ganz ausgezeichnet und sollte alle Fans der ersten vier Platten zufriedenstellen. Der Longplayer entstand sukzessive in den letzten Jahren, als Lytle von Montana nach Portland und dann wieder zurück ins heimatliche Kalifornien zog, um in der Nähe seiner Bandkollegen zu sein. Die typischen Grandaddy-Topoi aus privaten Themen und Realitätsflucht, von Lytle mit akustischen und elektronischen Stilmitteln in Szene gesetzt, beherrschen auch Last Place. Grandaddy finden auf Last Place die perfekte Balance zwischen dem cleveren Pop der Flaming Lips und dem Glamour-Pop des Electric Light Orchestras, gepaart mit lässiger Lo-Fi-Indie-Pop-Attitüde.

Lytle und seine Kollegen sind nicht so spleenig wie Kevin Coyne und die Flaming Lips, auch verzichten sie auf den ELO-Bombast, doch erinnert das Schlagzeugspiel von Aaron Burtch auf zahlreichen Tracks an Jeff Lynnes Produktionsweisen. Der Opener „Way We Won’t“ schlägt mit seinem ständig wiederkehrenden Gitarrenthema  und Lytles angenehm-einschmeichelnden Vocals sofort durch die Decke, durchzogen von feinster Melancholie im Indie-Rock-Format. Kosmisch-schwebend zeigt sich „Evermore“, während sanfte Sixties-Psychedelia das schwermütige „The Boat Is In The Barn“ umweht. Vergleiche mit Mercury Rev liegen nicht nur bei diesem Stück auf der Hand.

Das traurige, mit Streichern untermalte „This Is The Part“ ist dann der Höhepunkt von Lytles diversen Trennungssongs. Seine Vorliebe für Science-Fiction spiegelt sich im leise beginnenden und in Pathos-Opulenz steigernde „A Lost Machine“ wieder. In „Jed The 4th“, eine Fortsetzung von „Jed The Humanoid“ vom The Sophtware Slump-Album, verarbeitet Lytle metaphorisch seine eigenen Depressionsprobleme und mit dem leisen und zärtlichen „Songbird Son“ endet Last Space. Ein Grandaddy-Comeback, das besser nicht hätte ausfallen können.

„Last Place“ von Grandaddy ist am 03.03.2017 bei 30th Century Records / Columbia Records / Sony Music.

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