Julia Jacklin live in Hamburg – Konzertreview

Die aufstrebende australische Songwriterin Julia Jacklin live in der Molotow-SkyBar

Der kurze Small Talk mit dem Publikum kommt eher zufällig zustande. Exakt vor dem Song „Small Talk“ erwähnt Julia Jacklin ihren australischen Landsmann Steve Irwin, der als „The Crocodile Hunter“ berühmt geworden ist, auf tragische Weise während seiner Arbeit als Dokumentarfilmer starb und nicht allen Besuchern am 13.02.2017 in der SkyBar des Molotow ein Begriff ist. Auf Anfrage eines Gastes muss die Songwriterin zwei, drei Sätze zum Leben Irwins abgeben, ein kleiner kommunikativer Schlagabtausch mit einigen Fans entsteht. Meistens jedoch hält sich Jacklin mit Ansagen diskret zurück und konzentriert sich auf ihren gut sechzig minütigen Auftritt, häufig mit halb oder ganz geschlossenen Augen. Auch als Zuhörer ist man immer wieder geneigt, seine Lider zu schließen, um die Stimme Julia Jacklins ohne äußerliche Ablenkungen zu genießen.

Wenn Julia Jacklin sich bei „LA Dream“ und im abschließenden „Don’t Let The Kids Win“ allein und ganz sanft auf der E-Gitarre begleitet und sonst kaum ein Geräusch im Publikum wahrzunehmen ist, entfaltet sich ihr zauberhafter, sehnsüchtiger, einsamer und barmend-intimer Gesang in ganzer Pracht. Auf ihrem Debütalbum Don’t Let The Kids Win hat Jacklin eine Reihe großartiger Indie-Pop-Songs veröffentlicht, fast alle spielt sie auf dem ersten Hamburg-Konzert ihres Lebens. Gemeinsam mit Blain Cunneen an der Gitarre, Harrison Fuller am Bass und Jonny Colgan am Schlagzeug eröffnet die 26-jährige Julia Jacklin das Konzert mit dem ruhig beginnenden, mäandernden und schließlich aufbrausenden „Hey Plain“. Ihrem anmutigen Gesang liegt immer eine gewisse romantische Wehmut zugrunde, man könnte ihm stundenlang zuhören und sich von ihm einfangen lassen.

Nach einer lässigen Version von „Leadlight“ folgt das wunderschöne „Motherland“, allerfeinster Indie-Pop mit Dream-Pop-Anleihen. Mit „Cold Caller“ und „Eastwick“ hat Julia Jacklin zwei neue Songs im Programm, wobei sich „Eastwick“ als ein neues „Motherland“ entpuppt. Zum Schluss dann das rockige „Coming Of Age“ sowie das überaus charmante „Pool Party“, bevor Jacklin mit besagtem Titelsong den Auftritt beendet und tiefe Emotionen weckt. Für die an Laura Marlin erinnernde Solo-Zugabe „Sweet Step“ kommt sie noch einmal zurück auf die Bühne der Molotow-Skybar, dann ist eine wunderbare Live-Musikstunde am Montagabend vorbei. Die Erkenntnis reift, mit Julia Jacklin eine überaus begabte Songwriterin entdecken zu dürfen.

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