The xx live in Hamburg – Konzertreview

Das Londoner Indie-Pop-Trio The xx erfüllt die Erwartungen

Er finde den Abend irgendwie „scary“, meint The xx-Sänger und Bassist Oliver Sim nach der Hälfte der Show am 12.02.2017 in der Hamburger Sporthalle. Ihr erstes Hamburg-Konzert hätten sie vor lediglich zehn Gästen gespielt und nun das. Es hat sich viel getan in der Karriere der Londoner Indie-Band. Von den Kritikern bereits für ihren minimalistisch-melancholischen Indie-Electro-Pop des Debütalbums xx im Jahre 2009 allenthalben gelobt (im heimatlichen UK im vorderen Top-Ten-Bereich platziert), ging es mit dem Trio kommerziell stetig bergauf. Mit dem zweiten Album Coexist das erste Nummer-1-Album in Großbritannien und diverse weitere Top-Ten-Platzierungen, mit dem neuen, im Januar veröffentlichten Longplayer I See You stürmten The xx auch die Spitze der deutschen Charts.

Und nun also statt zehn gut 4000 Besucher in der ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle zu Hamburg. Außerdem seien seine Mutter und seine Schwester im Publikum, hob  Sim die Besonderheit dieses Auftritts für ihn hervor. Den Fans bieten Sim, Sängerin und Gitarristin Romy Madley Croft und Jamie Smith an der Drum Machine, den Turntables und dem Keyboard eine sehenswerte Lightshow sowie eine Setlist, die sich im Gros aus dem Debüt- und aktuellen Album zusammensetzt. Zu den Highlights des Gigs gehören das von Croft allein an der Gitarre gespielte „Performance“, mit dem sie einen auch bei einem Konzert mit mehreren Tausend Menschen ein Einsamkeitsgefühl implantiert. Eine Einsamkeit und Schwermut, die aber gleichzeitig in der Musik von The xx auch Trost findet. Im wunderschönen Croft-Sim-Duett „Basic Space“ beispielsweise. Oder im traurigen „Brave For You“, das zwar von mächtigen Beats  durchgeschüttelt wird, aber im Kern die Wehmut gepachtet hat.

Was nicht minder für die aufeinanderfolgenden „Infinity“ und „VCR“ gilt. Indie-Pop, der live schwer unter die Haut geht. Gemeinsam mit dem sich anschließenden „I Dare You“ ein unschlagbares The xx-Triumvirat. Mit „I Dare You“ erobern The xx die Sporthalle in legerer Indie-Club-Tanzmanier, doch auch dieser Song verinnerlicht die melancholische Seite der Band. „Fiction“ gerät indes sehr futuristisch, „Shelter“ sehnsüchtig, allein das Techno-DJ-Set von Jamie Smith als Überbrückung vor den Zugaben ist für Indie-Pop-Hörer etwas gewöhnungsbedürftig. Bei „On Hold“ sorgen zahlreiche, in die Höhe gestreckte Smartphones für das von The xx gewünschte Lichtermeer und nach einem  sanften „Angels“ sowie insgesamt zwanzig Songs und neunzig Minuten Spielzeit erfüllen The xx die Erwartungen voll und ganz.

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