The xx: I See You – Album Review

The xx erweitern auf I See You ihren Horizont

Sie sind schon ein Kuriosum: In Zeiten hektischer Hypes und immer kürzer währender Trends haben The xx mit ihrer entschleunigten Spielart des Indie-Pop den perfekten Gegenentwurf geschaffen – und damit einen Nerv getroffen. Dass das schüchterne Trio nun die Festivalbühnen als Headliner betritt und Multifunktionsarenen ausverkauft, wirkt dennoch irgendwie wie ein Missverständnis. Zur Massentauglichkeit erschien das Trio zu melancholisch, zu intim, zu brüchig. Ob Jamie Smith, Romy Madley Croft und Oliver Sim deshalb auf „I See You“ deutlich tanzbarer und zugänglicher klingen, ist nicht bekannt. Tatsache aber ist, dass Album Nummer 3 die warmen Töne der Vergangenheit oft gegen kühle Clubatmosphäre eingetauscht hat. Schon im Opener „Dangerous“ wird dies klar: Fanfaren-Synthies und Breakbeats prägen einen für The xx-Verhältnisse geradezu euphorischen Song.

Und auch, wenn The xx im weiteren Albumverlauf das Tempo wieder auf Normalmaß drosseln, sind die neuen Songs deutlich eingängiger und straighter als alles, was man bisher von ihnen kannte. So gelingt den Londonern eine ganze Reihe Hits mit Radio-Format. „A Violent Noise“ ist so einer, „Performance“ auch und vor allem „Replica“, dessen erhaben-hymnische Qualität großen Pop bedeutet. Wie immer werden die Zeilen überwiegend gehaucht, wie immer beherrschen Moll-Akkorde das verletzliche Stimmungsbild. Und doch gibt es immer wieder Ausbrüche aus diesem Muster, die den Fall in die Routine, in die Stagnation und damit in die Belanglosigkeit verhindern. The xx haben sich auf ihrem dritten Album geöffnet und ihren Horizont erweitert. Sie sind gewappnet für die große Masse, und das ohne ihr Geheimnis zu verraten, ohne sich der Banalität zu verkaufen. Das muss man erstmal schaffen.

„I See You“ von The xx ist am 13.01.2017 bei Young Turks / XL / Beggars Group /Indigo erschienen.

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