Trümmer live in Hamburg – Konzertreview

Poesie und Rausch, Tanz und Rebellion

Text und Fotos von Gérard Otremba

Ein begeisterndes Tour-Abschlusskonzert spielt die Indie-Rock-Band Trümmer am 03.11.2016 im Uebel & Gefährlich. Das Hamburger Heimspiel für Trümmer gerät zu einem rauschhaften Erlebnis, das die Band in Feierlaune zeigt.  Nachdem das Hamburger Indie-Punk-Rock-Trio Lafote die Besucher des Uebel & Gefährlich in Stimmung gebracht hat und u.a. mit einem „Smash-Hit aus dem Underground“, der aus der einzigen Zeilen „Ich hab einen Knoten in meinem Kopf und weiß nicht, was ich tun soll“ besteht, zu überzeugen wusste…

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…betreten kurz nach 22 Uhr Trümmer die Bühne des Uebel  & Gefährlich und sofort vermittelt einem das Hamburger Quartett die Dringlichkeit ihres Anliegens. Von der ersten Sekunde an wird man das Gefühl nicht los, definitiv ein großartiges Konzert verpasst zu haben, wäre man zu Hause geblieben. Sänger und Gitarrist Paul Pötsch, Gitarrist Helge Hasselberg, Bassist Tammo Kasper und Schlagzeuger Maximilian Fenski stürzen sich voller Hingabe in die „Grüße aus der Interzone“ und stürmen weiter vorwärts mit der „Revolte“. Das Abschlusskonzert der Interzone-Tour im Hamburger Uebel & Gefährlich gerät zu einer großen Party mit einem gut aufgelegten und immer wieder lächelnden Trümmer-Frontmann Paul Pötsch, der es sichtlich genießt auf der Bühne des Uebel & Gefährlich vor seinem Heimpublikum spielen zu dürfen.

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Mit Interzone veröffentlichte die Indie-Rock-Band Trümmer im Frühjahr ihr zweites Album, das scheinbar nicht in allen Medien eine ähnliche Euphorie auslöste, wie noch ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor zwei Jahren. Verwunderlich, denn Interzone hat ebenfalls diverse fabelhafte Indie-Pop-Rock-Songs zu bieten, wie zum Beispiel die von Trümmer hintereinander gespielten „Wie betrunkene Astronauten“ und „Nitroglyzerin“. Perfekte Indie-Tracks, mit New Wave- und funky Post-Punk-Einflüssen verziert, live mit unbändigem Drive und Explosionsgefahr dargeboten. Doch genauso gut beherrschen Trümmer auch die große Geste, die Weltumarmungshymne, wie „Nostalgie“ und später als erste Zugabe „Morgensonne“.

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Schönstes Pathos, U2-Songs für den Indie-Rock. „Scheinbar“ hat an diesem Abend noch mehr Franz Ferdinand-Power als gewohnt, „5:30“ ist reiner, deftiger Punk-Rock und „Der Saboteur“ knackiger und dröhnender Rock’n’Roll,  Thin Lizzy immer ähnlicher werdend, mit deren „Boys Are Back In Town“ aus den Lautsprechern hallend, Trümmer auf die Bühne kamen. Vor dem „Europa Mega Monster Rave“ beschwört Paul Pötsch das Publikum, die Straßen nicht denjenigen zu überlassen, die „in letzter Zeit in großer Zahl für das Falsche“ auf die Straßen gingen. „Die Straße gehört uns“, ruft Pötsch seinen Fans zu. Auch das gehört zu Trümmer, das politische Bewußtsein, das Sich-Einmischen.

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Mit „Wo ist die Euphorie“ haben Trümmer vor zwei Jahren einen der besten deutschsprachigen Rocksongs aller Zeiten veröffentlicht und in einer besseren Welt hätte dieser Song wochenlang die Single-Charts angeführt. Im Uebel & Gefährlich bringen Trümmer die anwesenden Gäste mit diesem Über-Song jedenfalls mächtig ins Schwitzen. Denn auch das sind Trümmer: Poesie und Rausch, Tanz und Rebellion. Und so „explodieren“ alle „in den allerschönsten Farben“ und tanzen in die Nacht hinein.

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