Gurr: In My Head – Album Review

Garagen-Rock, Punk und New Wave des Berliner Damen-Duos

von Gérard Otremba

Wenn zwei beste Freundinnen beschließen, eine Band zu gründen, kommt dabei manchmal auch etwas richtig Gutes heraus. So geschehen mit Andreya Casablanca und Laura Lee, die vor vier Jahren die Band Gurr auf die Beine stellten. Sie lernten sich in einer „American Studies“-Klasse in Berlin kennen, verbrachten einige Zeit gemeinsam in Amerika und debütieren nun mit dem Album In My Head. Eine eigene Bezeichnung für ihren Sound haben die jungen Damen ebenfalls bereits kreiert, „First Wave Gurrlcore“ nennen sie ihre Musik, ein augenzwinkernder Brückenschlag zur Riot Grrl-Bewegung der 90er Jahre. Doch allein auf jene Musikstilrichtung lassen sich Gurr nun auch wieder nicht reduzieren.

Klar, elf Songs in 30 Minuten geben eine deutliche Richtung vor. Und es geht auch durchaus laut, ausgelassen, krawallig, aufmüpfig und punkig auf In My Head zu („Breathless“, „Free“, „Klartraum“, „Rollerskate“, „Computer Love“), doch ist der Gurr-Punk nicht minder im Garagen-Beat-Rock der Sixties verortet, wie im klassischen Punk der 70er. Nur laut sein ist auf Dauer jedoch nicht befriedigend genug, Post-Punk, New Wave-Anklänge und Gitarren-Pop mischen sich wie selbstverständlich in den Sound von In My Head. Das hat dann manchmal gar die Melodieverliebtheit von Veronica Falls, wie in „Moby Dick“, „Yosemite“ (mit The Cure-Gedächtnis-Gitarren) und „Walnuss“.

Mit letztgenanntem Song gelingt Gurr nicht nur ein heimlicher Indie-Hit, sondern auch eine Trademark-artige Aussage. „Wir nehmen teil an der Belanglosigkeit“, heißt es im Text von „Walnuss“ und dieser Satz hat natürlich einen so bedeutungsschweren Charakter wie einst „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ von Tocotronic. So setzt man bereits zu Beginn der Karriere wichtige Ausrufezeichen und viel mehr kann man zu diesem Zeitpunkt kaum erwarten. In My Head von Gurr ist ein gelungener Start in eine möglicherweise vielversprechende Musiklaufbahn. Einen gewissen Hype haben Gurr bereits entfacht, wie das Konzert in der proppenvollen Prinzenbar während des diesjährigen Reeperbahnfestivals bewies. So kann das für Andreya Casablanca und Laura Lee stetig weitergehen.

„In My Head“ von Gurr ist am 14.10.2016 bei Duchess Box Records erschienen.

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