Die Höchste Eisenbahn: Wer bringt mich jetzt zu den Anderen – Album Review

Charmante, verführerische und zum Träumen einladende Melodien

von Gérard Otremba

Der Musik auf „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“ wohnt eine unwiderstehliche Leichtigkeit inne. Was Die Höchste Eisenbahn auf ihrem zweiten Album aufgenommen hat, ist formvollendeter Indie-Deutsch-Pop, der die souveräne Lässigkeit des Westküstenrock verinnerlicht hat. Bereits des Erstlingswerk des Berliner Quartetts, Schau in den Lauf Hase, beeindruckte mit nonchalanten Singer-Songwriting und glückseligmachendem Melodiereigen, man denke nur auf die perlenden Harmonien in „Pullover“, „Was machst du dann“ und natürlich „Body & Soul“. Doch der Charme des ersten Albums wird von seinem Nachfolger  Wer bringt mich jetzt zu den Anderen noch übertroffen. Es ist der Soundtrack eines sich soeben aufbäumenden, doch dem Ende neigenden Sommers. Aber egal, dann hören wir uns diese samtweichen Melodien eben im Herbst und Winter an und stellen uns die Wellen des Pazifischen Ozeans einfach vor.

Das fällt einem dann auch überhaupt nicht schwer bei dieser Vielzahl an zauberhaften Songs, die Francesco Wilking (Gesang, Piano), Moritz Krämer (Gesang, Gitarre), Felix Weigt (Bass) und Max Schröder (Schlagzeug) eingespielt haben. Zum Beispiel durch die Eingängigkeit des hoffnungsfrohen Liebesliedes „Blume“ („Sag all deinen Freunden / am besten noch heute / unsere Liebe wird aufgehen wie eine Blume“), oder die das Herz brechende Sehnsucht in „Gierig“. Vielleicht auch durch die Verlorenheit und Melancholie in „Jemand ruft an“, wo Die Höchste Eisenbahn Steely Dan und Fleetwood Mac perfekt miteinander kombiniert. Nicht zu vergessen der sanfte, mit Streichern angereicherte Soul bei „Nicht atmen“. Und da ist natürlich noch der legere Groove von „Beschweren“ zu erwähnen, der zum Träumen verführt.

Ach ja, Die Höchste Eisenbahn verströmt viel Licht mit ihren unbeschwerten Songs, die mit poetischen und intelligenten Kurzgeschichten aufwarten. Wie die über „Lisbeth“, die bei einer Liebeserklärung rot wird. Oder die ganz im 80er-Pop-Sound verhaftete, schwermütige und doch heitere Freundschaftsgeschichte „Gute Leute“. Die Höchste Eisenbahn schüttelt auf Wer bringt mich jetzt zu den Anderen wahrlich diverse, einen in Verzückung bringende Melodien aus dem Ärmel und wildert im munteren Aufgalopp „Wir haben so lange nachgedacht bis wir wütend waren“ stilsicher im Sixties-Pop. Musik, die erwachsen klingt und sich die kindliche Verspieltheit bewahrt. Das ist große Klasse!

„Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“ von Die Höchste Eisenbahn ist am 26.08.2016 bei Tapete erschienen. 

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