Bat For Lashes: The Bride – Album Review

Über die Kunst am Leben zu sein

von Christin Feldmann

Das Anfang Juli erschienene Album „The Bride“ von der britischen Sängerin Bat For Lashes, mit bürgerlichen Namen Natasha Khan, ist ein Konzeptalbum geworden, welches sich in Rockopern anderer bekannter Künstlerinnen wie Tori Amos mit Scarlet’s Walk einreiht und doch neue, einzigartige Klänge anschlägt. Wer Bat For Lashes schon live gesehen hat, weiß, dass ihre Konzerte auf ihrem Hintergrund als Klang- und Performance-Künstlerin schließen lassen und sich ihre Musik nicht so richtig einem Genre zuordnen lässt. Khans musikalisches Oeuvre platziert sich irgendwo zwischen Synthiepop und experimenteller Musik und zieht den Hörer in eine ganz eigene, fast traumhaft anmutende, surreale Welt.

Konzeptalben erzählen in sich geschlossene Geschichten, die vom Zeitgeist und oft von aktuellen, gesellschaftlichen Themen geprägt sind. Scarlet’s Walk von Tori Amos beispielsweise beschäftigte sich vor allem mit dem Umgang der Terroranschläge in den USA nach dem11. September und auch andere große Bands wie Pink Floyd oder Solokünstler wie Alice Cooper haben sich an dieser Art Musikgeschichte bereits probiert. Bat For Lashes‘ „The Bride“ nun erzählt die Geschichte einer Braut, deren Verlobter bei einem Autounfall auf dem Weg zur Hochzeit stirbt, erzählt das Leben danach und die Aufarbeitung des Todes eines geliebten Menschen. Das Thema des Albums kündigt Natasha Khan schon mit ihrem Debütfilm „I Do“ an, der im April 2016 im Rahmen der Kurzfilmreihe „Madly“ auf dem Tribeca Filmfest, New York Premiere feierte und der im Vorfeld mit einer Hochzeitseinladung beworben wurde. In einem Interview sagte die Sängerin einmal, dass ihr neues Album als Art Soundtrack zu einem kompletten Film fungieren soll, den sie irgendwann einmal gedenkt zu drehen.  In wiefern ist das Thema von „The Bride“ nun zeitgemäß?

Nun, eigentlich geht es Bat For Lashes hier eher um die übergeordnete Frage, ob man heutzutage so etwas, wie das Bündnis fürs Leben überhaupt noch findet und ob die Liebe endlos dauern kann, in diesem Fall über den Tod hinaus; aber auch darum, wie man mit Verlust und Trauer weiterlebt. Das Album zählt nun 12 Tracks, die minimalistischer und dennoch besonderer nicht sein können und in denen die Protagonistin auf die vermutlich existentiellste Reise ihres Lebens geschickt wird.  Das Artwork der Platte und die dazugehörigen abgestimmten Videos ( z.B. „Sunday Love“) runden das Kunstwerk ab. Was die Lyrics, Khans einzigartige Stimme und die musikalische Aufarbeitung angeht ist „The Bride“ ein echtes Schmankerl für Freude, die es „ganzheitlich“ mögen und Platten von Múm, Björk bis hin zu Fiona Apple, oder PJ Harvey und Regina Spektor im Schrank haben. Es ist kein tanzbares Werk geworden, aber für Menschen geeignet, die eine ausgewogene und zeitweise etwas kitschige Mischung von Kunst und Musik bevorzugen, die es dennoch immer wieder schafft, nicht in Klischees des Depressiven abzurutschen.

Dass das Album großes Potential hat, zeigen auch die Chartplatzierungen seit Veröffentlichung.  Zusammenfassend ist Bat For Lashes „The Bride“ kein Partyalbum und keine Musik, die so vor sich hin plätschert. Vielmehr liegt die nachdenkliche Stimmung der Platte irgendwo dazwischen. Für Fans der Britin ist das Album sicher als Höhepunkt ihres Schaffens zu bezeichnen und zeigt welche enorme Entwicklung sie über 10 Jahre seit ihrer ersten Platte „Fur And Gold“ (2006) gemacht hat. Für Newcomer von Bat For Lashes ist „The Bride“ unbedingt als Einstieg in ihre Musik zu empfehlen.

„The Bride“ von Bat For Lashes ist am 1.7. 2016 bei Parlophone / Warner Music erschienen.

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