Element Of Crime live im Hamburger Stadtpark 2016

Element Of Crime Hamburger Stadtpark 2016 by Gérard Otremba

Viel Romantik sowie witzige Ansagen von Sven Regener beim Element Of Crime-Konzert in Hamburg

Text und Fotos von Gérard Otremba

„Romantik!“, möchte man Sven Regener zurufen. Irgendwie hat der charismatische Sänger von Element Of Crime diesen über Jahre kultivierten Erkennungsschrei vergessen. Dabei war es doch wieder so schön romantisch beim Element Of Crime-Konzert am 15.07.2016 im Hamburger Stadtpark, obwohl kein einziger Song des Romantik-Albums aus dem Jahre 2001 auf der Setlist steht. Nur selten verlässt das Berliner Quartett, beim Auftritt in Hamburgs idyllischer Open-Air-Arena wie bereits beim Sporthallen-Auftritt im Vorjahr wieder durch Rainer Theobald an Saxophon und Klarinette unterstützt, ihre wohlbekannten melancholischen und ruhigen Pfade.

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Bevor es so weit ist, spielt die Berliner Band Die Höchste Eisenbahn einen halbstündigen Support-Gig. Francesco Wilking (Gesang, Piano), Moritz Krämer (Gesang, Gitarre), Felix Weigt (Bass, Keyboard) und Max Schröder (Schlagzeug) entwickeln sich langsam aber stetig zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Singer-Songwriter-Indie-Pop. Mit dem Album Schau in den Lauf, Hase zeigten sie bereits ihr Talent für zauberhaft eingängige Melodien und kluge Texte. Dort machen sie einfach weiter und veröffentlichen am 26.08. ihr neues Album Wer bringt mich jetzt zu den Anderen. Im Stadtpark gewährt Die Höchste Eisenbahn einen kleinen Einblick in das neue Album, das zweifellos für Aufsehen sorgen wird.

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Ja, die Romantik wird bei Element Of Crime immer schön hoch gehalten. Songs wie „Bitte bleib bei mir“ (mit der genialen und unvergesslichen Textzeile „wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben“), „Am Ende denke ich immer nur an dich“ oder „Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafen ruhen“ sind da nur die Speerspitze der Element Of Crime-Melancholie beim Hamburger Stadtpark-Gig. Und wieder einmal überraschen Sänger, Gitarrist und Trompeter Sven Regener, Gitarrist Jakob Ilja, Schlagzeuger Richard Pappik und Bassist David Young, in dem sie das Konzert mit dem live lange nicht mehr gehörten und wunderschönen „Wenn der Morgen graut“ eröffnen.

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Neben Songs des aktuellen Albums Lieblingsfarben und Tiere („Immer so weiter“, „Schwert, Schild und Fahrrad“, „Rette mich (vor mir selber)“) gehören die Klassiker „Mehr als sie erlaubt“ und „Draußen hinterm Fenster“ zum Auftaktprogramm des Konzertes. Erfreulicherweise aber auch „Du hast die Wahl“, bevor die Elements mit der Serge Gainsbourg-, respektive Alexandra-Nummer „Akkordeon“ in die Tiefen des Underground eintauchen. Dramatisch das dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder gewidmete „Liebe ist stärker als der Tod“, während „Immer da wo du bist bin ich nie“ unverschämt funky groovt. Überaus launig zeigt sich Sven Regener bei seiner Moderation. Sätze wie „Das sind dann die Ansagen, die man so macht, wenn gewünscht. Sonst heißt es noch, die sind so arrogant. Natürlich sind wir arrogant, aber wir lassen das nicht so raus“, dienen der Publikumserheiterung. Außerdem solle man mal an die anderen denken und nicht immer nur die eigenen Songs spielen, das sei dann irgendwann asozial, bemerkt er vor dem „Akkordeon“-Cover.

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Regener nutzt auch die kleine ins Publikum führende Show-Treppe (in Künstlerkreisen „Ego-Nase“ genannt) und schüttelt einem Fan die Hand („das wollte ich schon immer mal machen“) und hat die Lacher wieder auf seiner Seite. Mit dem rauen Charme seiner Stimme singt er noch vom „Hotdog unten am Hafen“ („der Song mit dem klaren Hamburg-Bezug“), dem „Mittelpunkt der Welt“ und von „Lieblingsfarben und Tiere“. „Kaffee und Karin“ hat sich in der Zwischenzeit zu einer Art Gassenhauer-Schunkel-Mitgröl-Song entwickelt und auch das unverwüstliche „Delmenhorst“ wird von den Fans im Zugabenteil, das mit dem immer noch grandiosen „Weißes Papier“ beginnt, kräftig abgefeiert.

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Mit der Ankündigung „jetzt pass auf“ spielen Element Of Crime gar noch das neue, aufgekratzte „Immer noch Liebe in mir“, das lediglich auf der „Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafe ruhen“-Single zu finden ist. Da um 22 Uhr Schicht im Schacht bei den Stadtpark-Konzerten ist, bleibt nur noch die Zeit für ein einziges weitere Lied, das jedoch zweifellos zu den besten Kompositionen von Element Of Crime gehört, und so beschließt das grenzenlos schöne „Über Nacht“ ein wie üblich lohnenswertes Element Of Crime-Konzert. „Romantik!“

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