The Felice Brothers: Life In The Dark – Album Review

Flirrender Folk und tränentiefe Balladen: Auf „Life In The Dark“ ziehen The Felice Brothers alle Register

von Sebastian Meißner

Schon mit der Vorab-Single „Aerosol Ball“ machten die Felice Brothers klar, wohin die Reise auf ihrer neuen Platte gehen wird: nämlich zurück auf die Veranda, in die Scheune in die Wälder und auf die Felder. Mit Akkordeon, Fiddle, Harp und Tambourine schunkeln sich die  Eastriver Pirates durch die Musik ihrer Vorfahren. Den Vergangenheitstrip vollkommen macht das dazugehörige Video mit Werbe- und Filmausschnitten aus dem Amerika der 1950er und 60er Jahre. Dem puristischen Folk des Appetizers bleibt die Band auf „Life In The Dark“ durchgehend treu. Statt erneut mit Elektronik zu experimentieren, konzentriert sich das Quintett hier allein aufs Songwriting. Es ist eine gute Entscheidung: Der schlanke Rahmen bringt die Pracht ihrer Musik einfach besser zur Geltung.

Ob der düstere Titeltrack, das rockende „Plunder“ oder das quirlige „Dancing On The Wing“ – die Felice Brothers angeln im Becken der großen Gefühle und ziehen dort lang Verschollenes ans Tageslicht. Dabei legen sie eine Demut und Spielfreude an den Tag, wie man sie seit dem selbstbetitelten Album von 2008 nicht mehr gehört hat. Den Album-Höhepunkt markiert das herzwringende „Diamond Bell“, in dem Sänger Ian Felice sein Gespür für verführerische Melodien zusammenführt. Noch immer sind die Felice Brothers keine Virtuosen. Ihr Spiel wird zwar besser, immerhin macht sich die Erfahrung der jahrelangen Tourneen bemerkbar. Die Stärke dieser Band aber bleibt auch im zehnten Jahr ihres Bestehens die ungefilterte Wahrhaftigkeit ihrer Darbietungen.

Und es ist eine Wonne, dass die Band sich dies über die Jahre bewahrt hat. Der Closer „Sell The House“ vereint alle Qualitäten der Band zusammen: Der mehr als acht Minuten lange Songs beginnt als einsame Reflexion zur akustischen Gitarre und endet im kollektiven Rausch. Es ist wie ein Sinnbild: Die Felice Brothers sind sich der Beschwerlichkeiten, Tragik und Nöte ihrer Existenz bewusst. Sie haben aber einen Ausweg gefunden. Und das ist Komplizenschaft, Offenheit – und der Zauber gemeinsam gesungener Songs. Es steht zu befürchten, dass „Life In The Dark“ – wie schon die Vorgänger – keine hohe Wellen schlagen wird. Dafür ist die Musik zu unbequem, zu ungefiltert, zu archaisch. Wer diese Platte sein Eigen nennt, ist dennoch reich beschenkt. „Life In The dark“ ist ein Segen. Ein Trostspender. Eine Erlösung.

„Life In The Dark“ von The Felice Brothers erscheint am 24.06. bei Yep Roc Records.

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Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Da freu ich mich schon drauf. Ich kann hier leider seit einiger Zeit nicht mehr „liken“ und die Posts kriege auch nicht mehr im WP-Reader.
    Viele Grüße,
    Gerhard

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