Wellness: Immer Immer – Album Review

Sixties-Surf-Pop mit deutschen Texten und frischer Wind für den Indie-Pop

von Gérard Otremba

Da ist er also, der ultimative Quentin Tarantino-Soundtrack mit deutschen Texten. Der Soundtrack für eine mögliche Pulp Fiction-Fortsetzung, denn genau den hat die Kölner Band Wellness mit Immer Immer veröffentlicht. Es ist das Debütalbum des noch gar nicht allzu lange miteinander musizierenden Quartetts und Wellness greifen darauf in vollendeter Form auf den Surf-Sound aus Tarantinos filmisches Meisterwerk zurück. Schon 1994 waren Surf-Combos wie The Tornadoes, The Centurians oder The Livley Ones völlig in Vergessenheit geraten, bevor Quentin Tarantino sie durch mit seinem Pulp Fiction-Soundtrack in das musikalische Bewusstsein zurückhievte.

Zweiundzwanzig Jahre später also wieder Zeit für ein kleines Revival. Sänger und Gitarrist Matthias Albert Sänger, Gitarrist Lars Germann, Bassist Simon Armbruster und Schlagzeuger Florian Bonn adaptieren den Sixties-Surf-Sound und evozieren schon im Bandnamen den Bezug zum kalifornischen Lebensstil. Doch sind die Songs von Wellness wesentlich tiefsinniger als es der angesagte Lifestyle-Name vielleicht vermuten ließe. Mit dem Surf-Fun-Pop der frühen Beach Boys haben die Tracks auf Immer Immer wenig gemein. Der schlingernde, verhallte Gitarrensound und der stoische Beat verleihen den Stücken eine mysteriöse und geheimnisvolle Aura. Die bilderreichen und nachdenkenswerten Texte harmonieren prächtig mit dem enigmatischen Sound und Matthias Albert Sängers Gesangsstil mischt dann „Exit Exit“ noch eine Portion Wehmut und Sehnsucht bei.

Vieles erinnert an amerikanische Film-Noir-Szenen, das Kopfkino beginnt sich ganz automatisch zu drehen, David Lynch ist hier nicht weit, wie im bluesigen „Endlich Endlos“. „Was du denkst“ und „Mirabelle“ hingegen verströmen den Charme deutscher Rock’n’Roll-Schlager der 50er Jahre, die vor wenigen Jahren bereits auch von Marla Blumenblatt ganz zauberhaft neu interpretiert worden sind. Wie eine verrockte Hildegard Knef-Variante geht das dunkle „Heiße Liebe“ durch, während „Duell“ von seiner Dramatik lebt und „Besucher“ halb betrunken durch die Gegend torkelt. Das Instrumental „Aloha Arne“ ist der ultimative Begleitsong durch die nächtliche Großstadtautofahrt und „Bazooka“ und „Transmitter“ sollten demnächst die Gäste einiger Indie-Clubs erfreuten. Immer Immer von Wellness ist eine Platte, die neuen Wind in die deutsche Indie-Pop-Szene weht.

„Immer Immer“ von Wellness ist am 12.02.2016 bei popup-records erschienen.

 

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