Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen: Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen – Album Review

Der dritte Streich von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen

von Gérard Otremba

Sie haben schon sehr viel richtig gemacht nach der Auflösung der Hamburger Kultband Superpunk im Jahre 2012. Sänger und Gitarrist Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens holten sich Philip Morten Andernach (Gitarre, Saxophon), Gunter Buskies (Keyboard) sowie Schlagzeuger Zwani Jonson (in der Zwischenzeit ausgestiegen und durch Heiko Franz ersetzt, hat aber die Platte noch produziert) an Bord und veröffentlichten noch im selben Jahr unter dem neuen Bandnamen Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen das Album Jeder auf Erden ist wunderschön, bevor 2014 das Zweitwerk Alle Ampeln auf Gelb! folgte. An den vergleichsweise sperrigen Bandnamen musste man sich erst noch gewöhnen, auch die Abkürzung (DLDGG) wollte noch nicht so schnell über die Lippen. Doch musikalisch führte die Liga (und jeder weiß, wer gemeint ist) den Superpunk-Weg kompromisslos weiter.

Northern Soul, Beat, Pop, Rock’n’Roll und Punk stehen auch auf dem dritten, mit Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen! genial betiteltem Album im Mittelpunkt des Geschehens. Und natürlich Carsten Friedrichs‘ Vorliebe für ausgefallene und skurrile Personen und Themen. Unterstützt wird die Liga dabei von den Gastmusikern Andreas Dorau, Peta Devlin, Bernd Begemann und Marcel Gein. Mit dem ungemein eingängigen, fluffigen und catchy „Der beste Zechpreller der Welt“ geht es los. Glockenspiel, ein sanfter Keyboardteppich, Chorgesänge, charmant und geradezu romantisch wird der beste Zechpreller der Welt in den Adelsstand erhoben. Süffisant und ironisch wird die Abneigung gegen das Arbeitsethos gefeiert („Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“), das alles mit Bläsern, Orgel und noch mehr euphorischen Chorgesängen gar schwungvoll und ausgelassen.

„Das härteste Mädchen der Stadt“ groovt und rockt, es wird skandiert und jubiliert, dass es nur so eine Freude ist. Eine hymnische Melancholie hält dann in „Mrs. Svendsens Heim für Esel“ ein, eine Ode auf die geplagten Lastentiere, die in England ein Asyl bei besagter Mrs. Svendsen fanden, die ein Heim für geschundene Esel eröffnete. Das Instrumentalstück „Die Affen sind unruhig“ wird vom flotten Rhythm & Blues dominiert, Blues Brothers reloaded sozusagen, bevor mit Handclapping im dynamischen, von Orgel und Drums befeuerten „Die ganze Welt ist gegen dich (Blues für Rolf Wütherich)“ der Beifahrer von James Deans Todesfahrt besungen wird und Carsten Friedrichs Stimme herrlich wütet. Ein liebliches Glockenspiel und Fingerschnippen läuten die pulsierende (Anti-)Hamburg-Hymne „Wärst Du nicht hier“ ein, zum fröhlichen Schunkler hebt sich „Ich bin gut genug für Dich“ empor und schmetternde Chöre treiben den Punk-Rock von „You are great but people are shit“, eine wunderprächtige Vincent van Gogh-Hommage, auf die Spitze.

Feierlich endet das Album mit dem Fußball-Nostalgie-Trip „Die Kampfbahn im Sonnenschein“, denn auch dieses Thema gehört unweigerlich in den Liga-Kosmos. Zehn auf den Punkt gebrachte Songs, die kaum die Drei-Minuten-Marke überschreiten, jede Menge Spaß, viel Hintergrundwissen über obskure Personen, der Albumtitel des Jahres, Fans von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen kommen voll auf ihre Kosten. Und alle anderen mit einem guten Musikgeschmack auch.

„Rüttel mal am Käfig, die Affen sollen was machen!“ von Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen erscheint am 15.01.2016 bei tapete records.

 

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