Frankie Lee: American Dreamer – Album Review

Frankie Lee entpuppt sich auf seinem Debütalbum American Dreamer als großes Songwriter-Talent

Von Gérard Otremba

In der Tat, er ist ein Träumer, dieser Frankie Lee. Ein sehnsüchtiger Romantiker mithin, einer, der sich wunderbar zwischen Neil Youngs Harvest Moon-Phase und dem balladesken Ryan Adams einsortiert. Man höre sich nur den „East Side Blues“ auf seinem Debütalbum American Dreamer an. Die Zeit bleibt stehen, das Tempo des Songs läuft gefühlt rückwärts, sein verträumtes Barmen erstrahlt erhaben, die Melancholie ufert ins Unermessliche aus, ein ganz großer Americana-Wurf, einem Bob Dylan der 70er Jahre nicht fern. Das unendlich traurige und doch so hinreißend schöne „Horses“, mit leidenden Violinen-Klängen verziert, treibt einem Tränen in die Augen und der zarte Schmelz, das gefühlvoll Schmachtende in „Honest Man“ zeigt Frankie Lee genauso wie das berührende „Queen Of Carolina“ (mit einem wunderschönen Harp-Motiv) in bester Ryan Adams-Tradition. Viel schöner kann man den Alternative Country kaum mehr in Szene setzen.

Doch beginnt American Dreamer mit dem unglaublich harmonie- und melodieseligen „High And Dry“, eine von vielen kleinen autobiographischen Erzählungen, ein fluffiger Midtempo-Song, samt aufgekratzter Violinenbegleitung zum Schluss, radiotauglich und für jede Mix-Kassette für Highway-Autofahrten geeignet, hätten Autos noch Kassettenrekorder. In der Uptempo-Nummer „Where Do We Belong“ verbindet der in Minneapolis aufgewachsene Frankie Lee Americana mit Indie-Pop-Rock und in „Buffalo“ frönt er dem Country-Roll eines Johnny Cash. In „Black Dog“ wiederum herrscht ein verschlepptes Tempo vor, das sich heroisch nach und nach in opulente Gefilde hochschraubt, während „Know By Now“ wieder mit kleinen Romantizismen daherkommt. Der abschließende, pianolastige, mit Streichern angereicherte Titelsong „American Dreamer“ überzeugt hingegen mit majestätischer Grandezza. Frankie Lee ist ein Songwriter-Talent, das man hegen und pflegen sollte.

„American Dreamer“ von Frankie Lee ist am 02.10.2015 bei Loose Music / Rough Trade erschienen.

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