Marika Hackman: We Slept At Last

Die morbid-romantische und abgründige Nu-Folk-Musik der Marika Hackman

von Gérard Otremba

Da stand sie damals im September 2013 im Vorprogramm von Laura Marling mit ihrer Gitarre auf der Bühne des Hamburger Gruenspan, sang einige sinistere Folk-Songs und begeisterte das Publikum nicht nur ob ihres aparten Erscheinens. Die englische Songwriterin Marika Hackman sang glockenhell wie Heather Nova, ihre Lieder jedoch versprühten den Charme des Morbid-Romantischen. Natürlich funktionieren alle Songs auf Hackmans Debütalbum We Slept At Last sicherlich auch ausschließlich auf der akustischen Gitarre, die auch die Hauptlast der Kompositionen trägt. Doch auf eine liebliche Singer-Songwriterin lässt sich die 1992 geborene Marika Hackman nicht reduzieren. Zu ihren Songs gehört immer eine abseitige Geräuschkulisse, die dezent ins Klangbild eingebettet wird. Die im Dezember erschienene Vorabsingle, und Opener des Albums, „Drown“ zeigt sehr schön die abgründige Welt der Marika Hackman. Im dazugehörigen Video singt Hackman die Lyrics unter Wasser und wird von einer Hand an den Haaren festgehalten, gleichsam marionettenhaft, als auch im Kampf gegen das drohende Ertrinken. Gute Nerven sind beim Schauen des Videos und beim Hören der Musik gefragt.

Hackmans Gesang elfenhaft und verletzlich, die spartanische Instrumentierung schattenhaft und dunkel. Hackman als Grenzwanderin zwischen Nacht und Dämmerung, zwischen Traum und Schmerz. Der melancholische Feengesang wie in „Before I Sleep“ evoziert Laura Marling und ansatzweise Joni Mitchell. Die verhalten eingesetzten Drums in „Ophelia“ geraten dramatisch und konterkarieren die einschmeichelnde Stimme Hackmans. Eine gespenstische Ruhe legt sich über „Open Wide“, angedachte Ausbrüche werden im Keim erstickt, jetzt bloß kein Licht einschalten, denn es folgt das düstere, aber abgrundtief schöne „Skin“, das sich wie die ganze Platte im Dunkeln am besten genießen lässt. Marika Hackman wimmert mit inbrünstiger Anmut, eine Kreuzung aus PJ Harvey, Beth Orton und Kate Bush. Entrückt und doch von innigster Intimität umgarnt sie uns in „Claude’s Girl“ und mit „Animal Fear“ haut sie tatsächlich einen orhwurmträchtigen Pop-Song raus. Oder was man hier so als Pop bezeichnen kann. Unbestritten ist „Animal Fear“ der eingängigste Song auf We Slept At Last. Und eins von vielen Highlights des Albums, ähnlich wie „Monday Afternoon“, wo Streichinstrumente und Flöten die Traurigkeit der Marika Hackmann untermalen. Weiteren Songs wie „In Words“, „Undone, Undress“, „Next Year“ und „Let Me In“ obliegt ein fragiler und zarter Zauber, der in seiner Gefühlstiefe zu Tränen rührt, so dunkel und so schön.

„We Slept At Last“ von Marika Hackman ist am 13.02.2015 bei Dirty Hit Records / Caroline / Universal erschienen.

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