R.E.M.: REMTV – 6-DVD-Box-Review

Ein stolzes und sehenswertes R.E.M.-Vermächtnis

von Gérard Otremba

Mit jeder „neuen“ R.E.M.-Veröffentlichung wird einem wieder schmerzlich bewusst, dass sich diese wunderbare Band aus Athens, Georgia, vor drei Jahren leider aufgelöst hat. Doch nehmen wir jede Gabe aus dem R.E.M.-Fundus, die uns an die schöne Zeit mit Michael Stipe, Mike Mills, Peter Buck und Bill Berry erinnert, gerne mit. Auf der sechs DVDs umfassenden Box REMTV versammeln sich diverse Livemittschnitte aus allen Phasen der 31-jährigen Bandgeschichte sowie die Dokumentation „R.E.M. By MTV“. Auf der ersten DVD sind die beiden MTV-Unplugged-Auftritte von 1991 und 2001 zu sehen, die im Mai bereits in der kompletten Fassung in Album-Form erschienen sind. Der filmische Beweis zur Platte zeigt die Mitglieder von R.E.M. zunächst leger auf Barhockern sitzen, jedoch fast in Feierlaune, verglichen mit der sehr traurigen Stimmung, die beim Gig zehn Jahre später, mittlerweile ohne den ausgestiegenen Drummer Bill Berry, aufkommt. Geradezu festlich das Konzert für VH1 Storytellers von 1998 und überaus amüsant der Ausflug in die Jahre 1983/84, wo uns vier Musiknerds in ihren Twen-Jahren begegnen. Diverse Music Awards-Auftritte komplettieren diese DVD. Welche Magie R.E.M. nicht nur auf ihren Longplayern, sondern auch auf der Bühne entfachten, ist auf den DVDs drei bis fünf zu erleben. Die Entscheidung, hier ein Lieblingskonzert zu finden, machen einem R.E.M. verdammt schwer.

Auf allen Mitschnitten sind R.E.M. superb unterwegs, im Bowery Ballroom 1998 durch einen Gastauftritt von Patti Smith unterstützt, in Köln drei Jahre später Domplatz spielend und 1999 im Londoner Tabarnacle von den Kameras ähnlich eindrucksvoll in Szene gesetzt wie 2001 in Mailand. Legendär das Rock am Ring-Konzert 2005, Michael Stipe mit aufgemalter Augenmaske, die im einsetzenden Regen nach und nach verwischt, sich vom Regen nicht irritieren läßt und am Ende halbnackt vor dem Publikum steht. Drei weitere mitreißende Gigs aus dem Jahr 2008 komplettieren das Live-Dokument und da auf einem R.E.M.-Konzert „Losing My Religion“ nicht fehlen darf, kommen wir insgesamt elfmal in den Genuss, diesen Übersong bewundern zu dürfen. Dazu noch achtmal „Man On The Moon“ und sechsmal „Imitation Of Life“, um nur drei der unzähligen und überragenden R.E.M.-Hits zu erwähnen. Herz, was willst du mehr? Nun, die Zugabe auf DVD sechs natürlich, eine überaus launige R.E.M.-Doku, die den Weg der einstigen College-Rock-Band hin zu einer der wichtigsten, besten und populärsten Rock’n’Roll-Formationen dieses Planeten aufzeichnet. REMTV ist ein ausgesprochen sehenswertes Vermächtnis von fast 15 Stunden Lauflänge. Weihnachten kann manchmal richtig schön sein.

„REMTV“ von R. E.M. ist am 28.11.2014 bei Rhino / Warner Music erschienen.

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Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Ab „Automatic For The People“ haben sie mich eigentlich nicht mehr so richtig interessiert, aber davor haben sie großartige Platten veröffentlicht. Ende der Achtziger kam ich mal in den Genuss, R.E.M. zusammen mit den Go-Betweens als Vorband im Circus Krone zu sehen, war ein klasse Konzertabend. Und als Gutmensch war mir der Stipe eh immer lieber als dieser selbstherrliche Weltverbesserungs-Hansel Bono.
    Viele Grüße,
    Gerhard

    • <cite class="fn">Pop-Polit</cite>

      Jetzt bin aber ziemlich neidisch auf die Kombination The Go-Betweens und R.E.M., obwohl ich Ende der 80er die Go-Betweens noch nicht kannte (ging erst zehn Jahre später mit dem Comeback für mich los, dann aber richtig) und R.E.M. mir auch nur durch „The One I Love“ ein Begriff war („Losing My Religion“ war auch für mich der endgültige Durchbruch). But if I could turn back time, dann wäre ich mit dabei im Circus Krone. Viele Grüße, Gérard

      • <cite class="fn">gerhard</cite>

        Das erste Mal bin ich über R.E.M. 1985 im Rahmen der Sendung „Live aus dem Alabama“ im BR gestolpert, die brachten da zum Schluss immer eine halbe Stunde Live-Übertragung aus der Halle, ich kannte die Band damals noch nicht, bin aber als alter Byrds-Fan beim Gitarrensound von Peter Buck sofort hellhörig geworden. Im Nachgang hab ich mir dann sofort die „Fables Of The Reconstruction“ besorgt, die ich immer noch sehr schätze. Die Go-Be’s hab ich vor dem Split schon des öfteren gesehen, damals noch mit Lindy Morrison, Robert Vickers und der liebreizenden Amanda Brown. Live waren die immer eine Bank (auf Platte natürlich auch). Auch nach der Wiedervereinigung hab ich sie mir noch ein paar mal angesehen, zwischenzeitlich und nach der endgültigen Bandauflösung waren die Solo-Konzerte von Robert Forster eine sehr willkommene Alternative.
        Viele Grüße,
        Gerhard

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