The Felice Brothers: Favorite Waitress – Album Review

Schöner, schräger, nerdiger Alternative-Country-Rock

von Gérard Otremba

Die amerikanische Band The Felice Brothers entwickelt sich immer mehr zu einer nerdigen, modernen und alternativen Ausgabe von The Band. Nachdem Celebration, Florida, das vierte Album der aus dem Umland New Yorks stammenden Gruppe mit bemerkenswert kruden Einfällen überraschte, konzentrieren sich die Felice Brothers bei Favorite Waitress auf einen herrlich pointierten Americana-Sound, nicht ohne die schön schrägen Momente zu vergessen. Neben dem grandios windschiefen Gesang von Ian Felice, steht das Akkordeonspiel seines Bruders James sowie die von Greg Farley bediente Violine im Mittelpunkt von Favorite Waitress. Josh Rawson am Bass und David Estabrook an den Drums komplettieren das Line-Up der Felice Brothers. Lässig und legere geht mit akustischen Gitarren und Hundegebell bei „Bird On Broken Wings“ los, die Vocals von Ian Felice verleihen dem Song eine sehnsüchtig melancholische Note, Akkordeon, Violine und Backing Vocals tragen eine feierliche Hymnik bei, da darf schon mal mit dem Wolf geheult werden. Ein Top-Einstieg in das fünfte Album der Felice Brothers.

Die ausgelassenen und romantischen Felice Brothers

Völlig ausgelassene Stimmung herrscht dann beim Indie-Country-Rock von „Cherry Licorice“, The Band meets John Cougar Mellencamp während dessen Lonsome Jubilee-Phase. Bei der stolpernden Ballade „Meadow Of A Dream“ sehen wir uns beim Whiskey an der nächsten Bar und für das euphorische „Lions“ üben wir demnächst Schlachtgesänge ein. Ein schwebender Keyboardteppich begleitet die schrägen Chorgesänge der Band in „Saturday Night“ und eine feierliche Orgel eröffnet „Constituents“, Violine und Vocals erbarmungslos traurig. Das Piano dominierte „Hawthorne“ ist fast schon als experimentell für Favorite Waitress zu betrachten und das sich sonst träge dahinschleppende „Katie Cruel“ bricht mit einem irren Chorus alle Fesseln, Gitarren- Schlagzeug- und Orgelorgie inklusive. „No Trouble“ wunderschön romantisch, „Alien“ dramatisch und wehmütig, „Chinatown“ geheimnisvoll und mysteriös. Zu einem geradezu brutalem Rock-Ausbruch, mit Honky-Tonk-Piano und fetten Bratz-Gitarren, lassen sich die Felice Brothers in „Woman Next Door“ ein und das an die Bar-Songs eines Tom Waits erinnernde, mit Pathos angereicherte „Silver In The Shadow“ beendet Favorite Waitress. Klasse Album, klasse Band.

„Favorite Waitress“ von The Felice Brothers ist am 13.06.2014 bei Dualtone Music / Rough Trade erschienen.

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