Haim live in Hamburg

Der Hype geht weiter: Haim rocken den Hamburger Gruenspan

von Gérard Otremba

Wer nach dem Hören des Debütalbums Days Are Gone meinte, die Haim-Schwestern seien süße Pop-Mäuschen, der hat sich gründlich geirrt. Süß sind die drei aus Kalifornien stammenden Musikerinnen schon, irgendwie, obwohl sich Este, Bassistin und mit 27 Jahren die Älteste im Bunde, erdenklich viel Mühe gibt, fiese Grimassen beim Auftritt am 25.11. 2013 im Hamburger Gruenspan zu ziehen. Aber nein, keine Disco-Queens, sondern vielmehr als Rockerbräute präsentieren sich Este, Danielle und Alana Haim, mit dem leicht verhuschten Indie-Touch, doch sie lassen es ordentlich krachen im rappelvollen Gruenspan.

Unterstützt von einem Drummer und einem Keyboarder beginnen Haim das Konzert mit ihrem aktuellen Erkennungssong „Falling“ und sofort stehen Gitarren, Bass und Schlagzeug im Vordergrund. Der Sound ist so gewaltig, dass die Vocals von Sängerin und Gitarristin Danielle, die so schön abgehackt singen kann sowie die harmonischen Backing Vocals ihrer Schwestern Este und Alana fast untergehen. Haim hauen also gleich mächtig auf den Putz und auch bei „If I Could Change Your Mind“ regieren die Gitarren, das Händchen der Haim-Schwestern für die feine Pop-Melodie wird hier deutlich erkennbar. Den alten Fleetwood Mac-Blues-Rock-Klassiker „Oh Well“, bei dem sich Gitarristin und Keyboarderin Alana, mit 22 Jahren das Küken im Trio, mit einem verführerischen Lolita-Gesang in Szene setzt,  spielen die Haim-Sisters mit brachialer, einem das Hirn wegfegender Gewalt, die langhaarigen Mähnen der drei Damen fliegen im Headbanging nur so umher, dass es eine Pracht ist.

Vielleicht noch den einen oder anderen Led Zeppelin-Klassiker einstudieren, würde nach dieser orgiastischen „Oh Well“-Version definitiv passen.   Mit viel Rock-Attitüde und dem nötigen Pop-Appeal geht es mit „Honey & I“, „Go Slow“ und „Don’t Save Me“ weiter. Wechselnde Leadvocals, Harmoniegesänge, Gitarrensoli der 24-jährigen Danielle, Interaktion mit dem Publikum – von Teenagern bis zu Vorruheständlern erreichen Haim einen schönen Querschnitt der Hamburger Bevölkerung – die drei Haim-Mädels zelebrieren ihren schon so früh in der Karriere vorhanden Kultstatus ausgesprochen feierlich. Mit dem Blues-Rock von „The Wire“ und dem Dancefloor-Feger „Forever“, auch hier dominieren die Gitarren, endet das Konzert von Haim dann auch schon, bevor der Zugabenteil mit dem bluesigen „My Song 5“ beginnt und mit dem dynamischen Rock-Pop von „Let Me Go“ wieder ausklingt. Nach nicht einmal einer Stunde und zehn Songs ist der Zauber dann leider zu Ende. Auch so arbeitet man an seinem Mythos: Kurze, energiegeladene, charmante Auftritte, die die Spannung und das Verlangen nach mehr intensivieren und dann schnell ab in den wartenden Tourbus. Ja, aus Haim kann etwas ganz Großes werden.

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