Nicolas Sturm live in Hamburg

Nicolas Sturm stellte die Lieder seiner neuen EP Manhattan am 04.11.2013 live in der Astrastube vor

von Gérard Otremba

Dass Nicolas Sturm mitten in seinem Auftritt in der Hamburger Astra-Stube Neil Young covert kommt sicherlich nicht von ungefähr. Dass es ausgerechnet der Song „Ohio“ aus alten Crosby, Stills, Nash & Young-Zeiten ist vielleicht schon. Denn so direkt politisch wie Altmeister Young in diesem Stück den als „Kent State Massaker“ in die US-Geschichte eingegangenen Zusammenstoß zwischen Polizei und Studenten, bei dem am 04.05.1970 vier Studierende in der Kent State University von Ohio ihren Tod fanden und mehrere weitere verletzt wurden, zeigt sich der 31-jährige Nicolas Sturm in seinen deutschen Texten nicht. Dass er diese jedoch nicht minder inbrünstig vortragen kann wie andere berühmte Sangeskollegen beweist Sturm schon seit einigen Jahren auf seinen vielen Konzerten in kleinen, gemütlichen Clubs. Begleitet wird der in Baden-Württemberg groß gewordene Nicolas Sturm auch in der Astra-Stube vom Klingen-Ensemble, eine aus Jeremy Dhôme bestehende Ein-Mann-Band. Während sich Dhôme liebevoll um das Schlagwerk kümmert, bedient Sturm die Gitarren und singt seine von Sehnsucht, Melancholie, Romantik und poetischem Realismus geprägten Texte.

Nicolas-Sturm-Astra1
Foto: Sandra Radmer

Die meisten der in dem gut 70 Minuten dauernden Konzert gespielten Songs versammeln sich auf seinem 2012 bei Pias erschienenen, selbstbetitelten Debutalbum. Hinzu kommen fünf neue Lieder, die sich auf seiner just veröffentlichten EP Manhattan befinden. Eigentlich sind es nur vier neue Stücke, denn das wunderbare „Caroline“ gehört natürlich schon seit drei Jahren zu Sturms Live-Repertoire, auf EP und in der Astrastube in leicht verändertem Arrangement zu hören. Der Titelsong „Manhattan“ gehört zweifellos zu den besten Kompositionen Sturms, eine reduzierte Post-Punk-Hymne, die sofort ins Ohr geht und sich zwischen Billy Bragg und Chuck Ragan wiederfindet. Stimmlich bewegt sich Nicolas Sturm zwischen Lakonie und inbrünstiger Hingabe. Außerdem verkauft uns Sturm „Manhattan und ganz West-Berlin für Unsterblichkeit und einen Eimer voll Aspirin“. Die weiteren neuen Songs „Sohn“, „Handschellen“ und „Festung“ integrieren sich ganz wunderprächtig in die Setlist, zu dem Johnny Cash-Tschaka-Bum-Roll von „Herzkammer“ und „Nordpol“, oder zu den sanften und berührenden Balladen „Baustelle“, „Windmühlen“ und „Schiffbruch“. In diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, Dhômes herzallerliebstes Glockenspiel bei „Zetermordio“. Mit der zweiten Zugabe „Asphalt“ beendet Nicolas Sturm das Konzert in der Astra-Stube, das ihn als einen gereiften Songwriter zeigt, der sich im Bereich des deutschen Indie-Folk-Rock mit jedem messen kann und dessen weiterer Weg lohnenswert zu beobachten sein wird.

Die „Manhattan“-EP von Nicolas Sturm ist am 01.11.2013 bei Pias erschienen.

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